und säubernden Wetterstrahl in alle Gebiete geschleudert, nur in der
Malerei war der Geist des greisenhaften Zopfthums geblieben. Hier
überdiess mit einer Zähigkeit, welche den Regenerator fast mit Noth-
wendigkeit zum Märtyrer machen musste, um so mehr, als die bahn-
brechenden Geister auf anderen Gebieten ihm nicht blos nicht unter-
stützend, sondern geradezu feindlich gegenüber traten. Selbst ein
Goethe hat ihn erst spät verstehen und schätzen gelernt, und die
unter der Aegide der beiden grossen Dichter stehenden Horen hatten
Müllefs unverzeihlicher Nothwehr des durch Garstens Revolution be-
drohten künstlerischen Z0pftl1ums ihre Spalten geöffnet, Allein selbst
das Gewicht der Dichterfürsten konnte ihn nicht wankend machen.
Auch die denkbar ungünstigsten Lebensverhältnisse konnten ihn nicht
zurückschrecken, Weder das Dornengestrüpp seiner Jugendjahre, wel-
ches selbst den Anfang seines Weges so lange seinen Augen entzog
und durch das er sich nicht ohne die schmerzlichsten Erfahrungen
Bahn brechen musste, nicht die abstossende Haltung der Kopen-
hagener Akademie und das absprechende Urtheil des hervorragend-
sten Lehrers derselben, des lilalers Abilgaard, nicht die bittere Ent-
täuschung, welche er in dem Kunsttreiben seiner Zeit fand, die Noth
und zahllosen Widerwärtigkeiten, mit Welchen er in Kopenhagen,
Lübeck und Berlin zu kämpfen hatte, wie die Gebrechlichkeit seines
Körpers. Auch nicht die Erfahrungen mit der römischen Künstler-
welt, die bitteren Missverständnisse mit dem Guratorium der berliner
Akademie, die Nichterfüllung seiner Hoffnung, zu einer monumen-
talen Arbeit herangezogen zu werden, an welcher er seinen Genius
anders als in mehr studienartiger Weise hätte entfalten und der Welt
seine Sendung grossartiger beweisen können. Um dieses Ziel zu er-
reichen, würde er sogar nach Berlin zurückgekehrt sein, wie aus
seinem Schreiben an v. Heinitz vom 31. Januar 1795 hervorgeht,
in welchem er die Hoffnung ausspricht, dass der König ihn 1nit der
Ausmalung eines grösseren Raumes betrauen werde. Die schnöde
und missverständliche Vernichtung dieser Hoffnung, wie sie das Ant-
wortschreiben des Ministers enthielt, mag viel zu dem weiteren Ver-
halten des Künstlers und zu dem Entschlüsse beigetragen haben,
Rom nicht mehr zu verlassen. War er aber darauf angewiesen, ohne
Aussicht auf monumentale Ausführung: seine Compositionen fast aus-
schliessend als Sttidienblätter für seine Mappe zu skizziren, in welches
Gebiet ihn übrigens auch das Bewusstsein, dass seine Kraft nicht