ihm nie in den Sinn gekommen, sich für eine Pension, die man ihm
für einige Jahre schenkte, auf Zeitlebens zum Leibeigenen einer Aka-
demie zu verdingen; er könne sich nur in Rom, unter den besten
Kunstwerken, die in dcr Welt sind, ausbilden und werde nach seinen
Kräften fortfahren, sich mit seinen Arbeiten vor der Welt zu recht-
fertigen. Lasse er doch alle dortigen Vortheile fahren und ziehe
ihnen Arniuth, ungewisse Zukunft und vielleicht ein kränkliches, hilf-
loses Alter bei seinem schon jetzt schwächlichen Körper vor, um
seine Pflicht und seinen Beruf zur Kunst zu erfüllen. Ihm seien
seine Fähigkeiten von Gott anvertraut und er müsse darüber ein
gewissenhafter Haushalter sein, damit er nicht bei der einstigen
Rechnungsablage sagen dürfe: wHerr, ich habe das Pfund, so du
mir anvertraut, in Berlin vergrabenß
Inzwischen hatte Carstens in angestrengtester Thütigkeit fort-
geschaffen und theils auf Verlangen Wiederholungen in Oel, Aquarell
und Kreide ausgeführt, theils neue Compositionen entwickelt. Von
den letzteren sind ausser den bereits besprochenen Werken vEinschif-
fung des Nlegapenthesa und ))NElCht(( hervorzuheben: wder Kampf
der Titanen und Göttera, xdas Traumorakel des Amphiaraosx, ßOedi-
pus in Kolonosx, und vHorner dem Volke seine Gesänge VOÜTEIQGHÜK.
xBttßClTllS den Amor tränkendx und sFingaPs Kampf mit dem Geiste
von Lodae, von welchen beiden man früher die Originalausftihrtmgen
in Oelik] zu besitzen glaubte, haben ihre vorzugsweise darauf ge-
gründete Bedeutung dadurch wieder verloren, dass ihre Aechtheit
zwar nicht widerlegt, aber zweifelhaft gemacht worden ist. Das letz-
tere Werk zeigt überdiess, dass es auch ihm nicht ungestraft blieb,
wenn er sich von der classischen reinen oder heroisirtcn Mensch-
lichkeit in das Reich ungriechischer und, weil nicht von den antiken
Meistern durchgebildet, ungeschlachter Geisterwelt verstieg, wie auch,
wenn er sich auf den Boden der Romantik wagte und die classische
Nacktheit mit mittelalterlichem Rüstzeug und Gostüm vertauschte.
Wie sehr er sich namentlich hierin auf einem seiner Natur nicht
In der Gemäldegallerie von Christiansburg zu Kopenhagen N0. 533 11.534.
Der Garten des ersteren belindet sich im Museum zu Weimar. Milller, Taf. 24.
Das dem Gemälde zu Grunde liegende Aquarell des letzteren im Besitze der Ge-
brüder Ekrnan auf Gubbero bei Gothenburg. Umrissstich nach einer Fernow'-
sehen Durchzeichnung bei Müller, Taf. 28.