Aufnahme
Verschiedene
der
Ausstellung
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wir bei den Alten bewundern, sollten aber, wenn jetzt geschaffen,
nicht Tollheit genannt werden.
Diese und noch einige andere Compositionen bildeten die epoche-
machende Ausstellung, welche in den Frühlingsmonaten des Jahres
1795 das kunstsinnige Publikum nach Carstens Atelier in der Casa
Batoni zog. Die Italiener und Engländer, darunter vornehmlich die
Künstler, verhehlten ihre Anerkennung nicht und bewunderten die
Stylvertvandtschaft mit den Meistern des Cinquecento, wie die gross-
artige Selbständigkeit und Unberührtheit der eben herrschenden
Manier gegenüber. Die' französischen und meisten deutschen Künstler
dagegen suchten sich für die ihnen unbequeme Erscheinung zu
rächen durch kleinliches Tadeln des Einzelnen, wie durch Herab-
setzung des Künstlers zum Skizzirer, der doch nicht im Stande wäre,
ein Bild in Oel zu malen. Freilich hatte diesen Carstens selbst zu
einer Beurtheilung seiner Maltechnik klüglich keine Gelegenheit gegeben,
indem er kein einziges Oelgemälde ausstellte, wohl Weil er seiner
technischen Schwäche sich bewusst war, und um, wie er selbst
äusserte, wder Menge von Pinselern, die das ganze Verdienst der
Kunst nicht im Colorit (denn das wäre etwas reelles), sondern im
mechanischen Handwerk sehen, und die dann blos dieses und nichts
anderes an seinen Arbeiten würden beurtheilt haben, nicht in die
Quer zu kommenß Nur einige laegabte deutsche Maler gingen von
der herrschenden französischen Weise zu seinen Principien über, in
welchen sie auch ihre längst verschollenen Collegen überflügelt und
eine dauernde Stelle in der Geschichte der Kunst gefunden haben.
Ebenso verschieden, wie das Urtheil der deutschen Künstler-
schaft in Rom, war auch das der deutschen Literatur und in Deutsch-
land überhaupt. Fernow hatte eine natürlich anerkennende Bespre-
chung der Ausstellung im deutschen Merkur (1795 N11 6-) Publlcirt-
Wahrhaft begeistert schildert auch der Architekt Genelli den Eindruck,
den einige von der römischen Ausstellung weg nach Berlin gelangte
Werke auf ihn gemacht haben. Er rühmt xdie Ruhe der Scenen,
die individuelle, im Stillen thätige Seelenkraft, überall, im Gott, im
Helden wie in der Volkskarrikatur charakteristisch wirkend, wobei
Jeder so unbekümmert um sich, so ganz einig mit sich selbst er-
scheine, dass man fühle, diess seien wahre Menschen . Du bist
dazu geboren, schliesst Genelli, das innige Grossgefühl, das Homer
seinen Göttern und Helden gibt, das überhaupt dem Alterthum eigen