(Äihar:
nkteristik
der
Werke
Ausstellung
der
V01]
1795.
113
und über ihre Erscheinung in der Fläche klarer zu werden. Dasselbe
versuchte er bei einer Wiederholung des Parzenbilrles mit der Atropos,
von Welcher sich ein Originalabguss erhalten hat. Es mochte ihm
Bedtirfniss gewesen sein, sich auch der nackten Frauenschönheit in
ähnlicher bewegter Erscheinung zu bemächtigen, wie er diess bisher
vorzugsweise in männlichen Gestalten angestrebt hatte. Auch an ihr
erkennen wir den Einfluss des Schöpfers der Medicecrgrüber; doch
ist die Behandlung des Rumpfes den classischen Vorbildern nicht
so ferne und die Formenbildting überhaupt weniger gedrungen. Die
ganze Bedeutung dieser Schöpfung aber lässt erst der Vergleich mit
dem ungefähr gleichzeitigen (1790) des Gottfried Schadow am Grab-
denkmal des Grafen v. d. Mark in der Dorotheenkirche zu Berlin
erkennen,
Die leichte Meisterschaft in der Composition, wie sie der Künst-
ler gewonnen, dem sie als das erste und letzte der Kunst galt, zeigt
sich selbst wieder mehr als in den Parzen im Gastmahl des Platon. M)
Im Triclinium des Agathon lagern die vom Gastfreund Geladenen
auf den Pfühlen, Alkibiades, in der lässigen Weise des bereits Trun-
kenen, die Beine verschränkt, drückt eben dem Sokrates den Kranz
auf das Haupt und hält dem die Lobrede, xder allein von allen
Sterblichen den Kranz verdienek, während Sokrates in sinniger Ge-
inälchlichkeit lauscht. Die Aufmerksamkeit des grössten Thcils der
Gelaggruppe ist bedeutsam auf den Vorgang concentrirt, so dass der
Moment in packender Durchführung erscheint.
In dem Argonautenbilde, 1792 gezeichnetfttt) erkennen wir noch
den Anfang der römischen Studien, wie die Nachwirkung der ber-
liner Bearbeitung in der zu derben, durch die Meister des Cinque-
cento noch ungeklärten Formengebung, wobei der durch die Repliken
vergröberte Heraklestypus noch vorherrscht. Meisterhaft sind in-
i") Hit der Umrisszeichnung (Müller, Taf. 18) im Museum zu Weimar. Nach-
giisse in vielen Gypssammlungen, von Fried. Tieck ergänzt im Gcwerhemuseum
zu Berlin.
i") Ob noch in der Villa Torlonia vor Porta pia. wo sie Uexkull sah (Lützow
Zeitsclir. 1870, 159), ist zwar nicht widerlegt, Weil HUT die Gall- TOFlOIIiR darauf
untersucht ward, aber zweifelhaft. Riegel, Carstens. S. 365. Aquarellcopie von
Koch im Thorwaldsenmuseum und in der Baron llIarscIialVsclien Sammlung zu
Garlsruhe Umrissstich bei Müller. Taf. 16.
am") Museum zu Weimar. Müller, Taf. 13 und 14.
Reber, Kumtseschichte. 8