der Wahl und Anordnung seiner Stoffe wehte der classische Geist,
den er mit der römischen Luft einsog, immer deutlicher aus seinen
Schöpfungen. Dass unter solchen Umständen Carstens auch sein Ver-
hältniss zu Berlin beinahe vergass, ist für den, der das Gebahren
einer genialen Natur zu beobachten Gelegenheit gefunden, leicht
begreiflich. Unter gewöhnlichen Verhältnissen könnte diess tadelns-
werth erscheinen, bei ihm nur entschuldbar. Er hatte seine innere
Mission, deren er sich tief bewusst war, zu erfüllen und zu docu-
mentiren, neben welcher Aufgabe er die zivar wohlmeinenden aber
weit beschränkteren Absichten seiner Gönner leicht aus dem Auge
verlieren konnte; und wenn er diess, gedrängt von den akademischen
Behörden, etwas derb andeutete und z. B. fallen liess, dass es
sum blos seinen eingeschränkten Posten bei der Akademie zu
versehen, seiner Ausbildung nicht weiter bedurft hättee, so
musste diess zu Missverständnissen, Einschreitung und endlich zum
Bruche führen.
Kurz bevor die Pension von Berlin aus erlosch, hatte Garstens,
den man in Berlin des unwürdigen Genusses derselben, der Gross-
sprecherei bei ungenügender Production u. s. w. beschuldigte, so
viel geschaffen, dass er eine öffentliche Ausstellung seiner Werke
veranstalten konnte, zu welcher er das Publikum in sein Atelier lud.
Die Eröffnung dieser Ausstellung im April 1795 kann als der Tag
der Taufe der neuen deutschen Kunst bezeichnet werden. Die Ueber-
fahrt des Megapenthes, eines üppigen Sybariten in die Unterwelt nach
Lucian, welcher sich bald die vorausgehende Scene der Zurück-
bringung des entlaufenen Megapenthes zum Charonsnachen als Gegen-
stück anschloss, die Parzen, das Gastmahl des Plato, die Argonauten,
die Helden im Zelt des Achill, Achill und Priamus, und die Geburt
des Lichtes können als die ersten Zeugen der Wiedergeburt der
classischen Kunst gelten und haben wie alle bahnbrechenden Werke
ihren Werth bis auf den heutigen Tag noch nicht verloren.
Welcher Reichthum, welche Wahrheit und welche Goncentration
tritt uns zunächst in den Megapenthesbildern entgegen. lt) Da harrt
das verhängnissvolle Schiff auf den widerstrebenden Jüngling, den
der Cyniker Cyniskus unter vergeblichem Zureden, der hämische
Schuster Micyll mit derber Gewalt heranzerren. Am Ufer kauert
Im Museum
ZU
Weimar.
Müller,
Taf.
und