loses Machwerk, Pinselei, geschminktes Colorit und prunkende Arm-
seligkeit erkannte. Unbeugsam in seiner Vorstellung der höheren
Aufgabe der Kunst, wie er war, musste auch seine Verdummung
des vorgefundenen Treibens rücksichtslos sein, die endlich in dem
drastischen Verdict gipfelte, dass er das Ganze als einen ekelhaften
Haufen unverdauten Quarks bezeichnete.
Wenn er nun auch in seiner ersten, schon in Berlin versuchtent)
römischen Gompostion, den Besuch der Argonauten beim Kentauren
Chiron darstellend, zeigte, dass sein Schaffen mit seinen ausgespro-
chenen Anschauungen übereinstimmend und sein energisches Wort
keine leere Prahlerei, sondern durch sein künstlerisches Vermögen
berechtigt sei, so sah er sich doch in gesellschaftlicher Beziehung
durch seine Rücksichtslosigkeit auch in Rom bald so vereinsamt,
wie in Kopenhagen, Lübeck und Berlin, und einige Jahre vergingen,
ohne dass er namhaften anderen Verkehr gepflogen hätte, als mit
den grossen Geistern der Antike und des 16. Jahrhunderts im Vati-
can. War er schon von den Werken des G. Romano so wunder-
bar angeregt worden, dass die Nachwirkung der mantuanischen
Fresken selbst noch in seinen letzten Werken durchkliilgt, so ward
er jetzt von den raphaelischen Fresken entzückt. Michel Angelds
Riesengeist dagegen wirkte anfangs auf ihn niederschlagend, dann
aber in stetiger Steigerung spannend. Wenn er daher auch selbst
dem Raphael den Vorzug zu geben erklärt, so entfiel ihm doch nicht
minder die Aeusserung, dass er unmittelbar nach dem Studium der
Sixtina nicht in die Stanzen zu Raphael gehen könne, ohne eine
gewisse Verstimmung zu fühlen, und die Durchsicht der Carstensschen
Werke möchte sogar geneigt machen, den Einfluss Buonarottils auf
ihn als grösser zu bezeichnen als den des Lmsterblichen Urbinaten.
Nirgend mehr als vor dem jüngsten Gericht in der Sixtina konnte
er, der schon zu Berlin Aehnliches gewagt, fühlen, was und wie viel
er von dem Meister zu lernenhabe.
Die Fortschritte, die mittlerweile Carstens in seinen eigenen
Compositionen machte, waren überraschend. Die Härten, Form-
unschönheiten und Zeichenfehler verschwanden mehr und mehr; der
Inhalt seiner Werke vertiefte sich und bei aller Selbständigkeit in
In der
Ausgabe.
Sammlung
der
Kunstakademie
ZU
Berlin.
Müller,
Taf.
der