nichts desto weniger entschieden hervortretende Talent nicht ver-
kennen liessen, den Weg zu einem Kenner und Gönner und zwar
durch den als Dichter nicht unbekannten Bürgermeister Chr. Ad.
Overbeck, welchem das Schicksal das Glück verliehen hatte, zwei
der grössten Künstler unserer Zeit der Welt zu schenken, nemlich
den einen, Carstens, als Beschützer, den andern, Fried. Overbeck, als
Vater. Dieser führte ihm den reichen Rathsherrn Rodde zu, Welcher,
selbst Kenner und Sammler, dem Künstler nicht blos den Rath gab,
nach Berlin überzusiedeln, wo er zu Ausbildung wie zu Verdienst
mehr Gelegenheit finden könnte, sondern auch die dazu nöthigen
Mittel in der uneigennützigsten Weise vorschoss. Um sich einzu-
führen, sandte Carstens seine vier Elemente in Oel gemalt zur Ber-
liner Ausstellung voraus und war bald darauf (1788) selbst in Berlin,
wo er noch sieben Kreide- und Sepiazeichnungen neben seinem
Oelbild zur Ausstellung brachte.
Aber seine in dem Begleitschreiben des gesandten Bildes an den
Minister ausgesprochene Absicht, wsich durch die Ausstellung der
Künstlerwelt bekannt zu machenß scheint sich nicht erfüllt zu haben,
sondern er fuhr fort, in der Dunkelheit zu leben, und zwar in solchem
Elend, dass er sich in den nächsten zwei Jahren oft buchstäblich
auf WVasser und Brod angewiesen sah, da weder Zeichnungsstunden,
noch einige für Buchhändler hergestellte Bücherillustrationen seine
Bedürfnisse decken konnten und er selbst hungernd nicht mehr zur
Porträtarbeit zurückkehren wollte. Seine 1789 ausgestellte Feder-
skizze ader Engelswrzct) hatte aber nachträglich den Erfolg der Er-
langung einer Professur an der Gypsklasse der Akademie, womit
allerdings auch Wieder die Verfeindung mit den meisten Collegen
verbunden war, da er die Bestallung nur unter der ausdrücklichen
Bedingung der Unabhängigkeit vom Directorium annehmen zu wollen
erklärt hatte. Merkwürdig erscheint dabei wieder sein in der tiefen
Abneigung gegen das akademische Coteriewesen wurzelnder männ-
licher Entschluss, lieber auf Stelle und Einkommen zu verzichten
und in Armuth fortzuleben, als demselben irgend eine seinen An-
schauungen widersprechende Concession zu machen.
Nicht minder wichtig für ihn während. seines Aufenthalts in
Berlin wurde die Bekanntschaft mit den Gebrüdern Genelli, welche
Im Museum
zu Weimar.
Müller,
Taf.
411.