Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

trieb mit der Lectüre von Kröker's wohlanführenden Staffirmaler 
und mit WVebb's Untersuchungen des Schönen in der Malerei t) eine 
 allerdings nur sehr dürftige  Nahrung Zll Teichen und Solche 
auch in Kopenhagen aus Du Bos Betrachtungen und Gerhard Lairessds 
Grossem Malerbuch zu ziehen gesucht, so wandte er sich jetzt an die 
grossen Dichter, welche ihm eine seinen Idealen homogene Stoffwelt 
darzubieten versprachen, und las vorzugsweise die Uebersetzungen 
des Homer, Äschylos, Sophokles, Euripides und Pindar, den Shake- 
speare, Ossian und Klopstock. Dazu kam der Umgang mit einem 
ihm gleichgesinnten Freunde, seinem nachmaligen Biographen Fernow, 
dessen Aufzeichnungen wir einen so wichtigen Theil der neueren 
Kunstgeschichte zu verdanken haben. Der Gedankenaustausch mit 
diesem einsichtsvollen und später bedeutend gewordenen Kunstfreunde 
mochte liiuternd und belebend, nicht selten aber auch tröstend wir- 
ken, wenn auch Carstens' starke Seele, den maasslosen ihn umgeben- 
den Widrigkeiten und Entbehrungen verbunden mit sich steigernder 
Kränkliehkeit zum Trotz, in der Kunst, die sein Element, seine Re- 
ligion, seine Seligkeit, sein Dasein war, einigen Trost und seine Er- 
hebung fand, indem sie ihn Dürftigkeit wie Gebrechlichkeit vergessen 
liess. Seine Sehnsucht nach Italien aber und nach dem weiteren Schauen 
der in Mantua stückweise gekosteten Schätze, welche jemals stillen 
zu können immer unwahrscheinlicher sich darstellte, überwältigte 
doch manchmal seine sonst ungebeugte Fassung. Gedenkt doch 
sein Biograph eines Abends, an welchem ihm Carstens, nachdem 
das Kunstgespräch wieder länger bei jenen geliebten Zielen verweilte, 
von ungewöhnlicher Leidenschaftlichkeit aufgeregt und von inniger 
Wehmuth übermannt, weinend um den Hals fiel und sein widriges 
Geschick anklagte, das ihn an einen Ort gebannt, wo sein brennen- 
der Trieb sich unbefriedigt in sich selbst verzehre. 
Endlich fanden seine Compositionen, welche, wie die noch er- 
haltenen wier Elementee, xKassandra vor dem Königspalastß in 
Argos auf dem Siegeswagen des Agamemnona, 20551811 und Alpin 
zur Harfe singende und wSchlacht von Potidäa mit der Rettung des 
Alkibiades durch Sokratesq u, aftt), das zwar noch gährende, aber 
 
 Bekanntlich ein Plagiat und ganz aus Mensfschßll Kunstgeßpräclwen Zu- 
sammengestellt.   
w) Sämmtlich im Museum und in der Goethesammlpng zu Wexmar. D1e 
beiden letzteren gestochen bei Müller, Taf. 2 u. 3 (dßY 3198913611911 Ausgabe)-
	        
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