trieb mit der Lectüre von Kröker's wohlanführenden Staffirmaler
und mit WVebb's Untersuchungen des Schönen in der Malerei t) eine
allerdings nur sehr dürftige Nahrung Zll Teichen und Solche
auch in Kopenhagen aus Du Bos Betrachtungen und Gerhard Lairessds
Grossem Malerbuch zu ziehen gesucht, so wandte er sich jetzt an die
grossen Dichter, welche ihm eine seinen Idealen homogene Stoffwelt
darzubieten versprachen, und las vorzugsweise die Uebersetzungen
des Homer, Äschylos, Sophokles, Euripides und Pindar, den Shake-
speare, Ossian und Klopstock. Dazu kam der Umgang mit einem
ihm gleichgesinnten Freunde, seinem nachmaligen Biographen Fernow,
dessen Aufzeichnungen wir einen so wichtigen Theil der neueren
Kunstgeschichte zu verdanken haben. Der Gedankenaustausch mit
diesem einsichtsvollen und später bedeutend gewordenen Kunstfreunde
mochte liiuternd und belebend, nicht selten aber auch tröstend wir-
ken, wenn auch Carstens' starke Seele, den maasslosen ihn umgeben-
den Widrigkeiten und Entbehrungen verbunden mit sich steigernder
Kränkliehkeit zum Trotz, in der Kunst, die sein Element, seine Re-
ligion, seine Seligkeit, sein Dasein war, einigen Trost und seine Er-
hebung fand, indem sie ihn Dürftigkeit wie Gebrechlichkeit vergessen
liess. Seine Sehnsucht nach Italien aber und nach dem weiteren Schauen
der in Mantua stückweise gekosteten Schätze, welche jemals stillen
zu können immer unwahrscheinlicher sich darstellte, überwältigte
doch manchmal seine sonst ungebeugte Fassung. Gedenkt doch
sein Biograph eines Abends, an welchem ihm Carstens, nachdem
das Kunstgespräch wieder länger bei jenen geliebten Zielen verweilte,
von ungewöhnlicher Leidenschaftlichkeit aufgeregt und von inniger
Wehmuth übermannt, weinend um den Hals fiel und sein widriges
Geschick anklagte, das ihn an einen Ort gebannt, wo sein brennen-
der Trieb sich unbefriedigt in sich selbst verzehre.
Endlich fanden seine Compositionen, welche, wie die noch er-
haltenen wier Elementee, xKassandra vor dem Königspalastß in
Argos auf dem Siegeswagen des Agamemnona, 20551811 und Alpin
zur Harfe singende und wSchlacht von Potidäa mit der Rettung des
Alkibiades durch Sokratesq u, aftt), das zwar noch gährende, aber
Bekanntlich ein Plagiat und ganz aus Mensfschßll Kunstgeßpräclwen Zu-
sammengestellt.
w) Sämmtlich im Museum und in der Goethesammlpng zu Wexmar. D1e
beiden letzteren gestochen bei Müller, Taf. 2 u. 3 (dßY 3198913611911 Ausgabe)-