aber ruhten darum nicht. aMGlHG Leidenschaft für die Kunst, sagte
er selbst, war so gross, dass ich oft auch im Winter in der Nacht
aufstand und arbeitete, wenn mich die Gedanken an eine angefan-
gene Arbeit nicht ruhen liessen, und dann gegen Morgen halb er-
starrt wieder zu Bette gingk
hn Frühjahr 1783 trat Carstens nach siebenjährigem Aufenthalt
in Kopenhagen mit seinem jüngsten Bruder, der ebenfalls die Malerei
erlernte, ohne sich aber in der Kunst einen Namen zu erwerben,
die Reise nach Italien an. Sie gelangten jedoch nur bis Mantua,
wo Carstens hingerissen und gefesselt von Giulio Romands Werken
sich vier Wochen lang in das Anschauen der Werke des grossen
Raphaeliten versenkte. Die Gemälde im Palazzo del Te erschienen
ihm, ganz seinen eigenen Gefühlen entsprechend, gross, voll feuriger
Phantasie und von geistreicher kühner Erfindung, und es war ihm,
als 0b erizum ersten Male wahre (monumentale) Malerei sähe, die er
ganz verstehen und fühlen konnte. Der Gewinn, den Carstens daraus
zog, ist jedenfalls nicht zu unterschätzen und die Reise nicht als eine
misslungene zu beklagen, obgleich das drohende Versiegen der Mittel
die Brüder nöthigte, über Mailand, wo sie sich noch an Lionardds
Abendmahl stärkten und über Zürich, wo es Gelegenheit zu einigem
Verdienst durch Porträtzeichnen und den Verkauf einiger Composi-
tionen gab, wehmüthigen "Herzens und mit wundgelaufenen Füssen.
wie sie gekommen waren, nach dem Norden zurückzukehren.
Sein nun folgender fünfjähriger Aufenthalt in Lübeck, in welcher
Stadt er als Porträtzeichner die Mittel zu seiner Existenz wie zu
seiner Fortbildung am leichtesten erringen zu können wähnte, war
nun in manchem Betracht höchst trübe. Denn fast ohne jede An-
regung durch bedeutende Kunstwerke, wie er dort war, verzehrte er
sich fast in der ihm verhassten Portrütarlaeit, ohne es, durch seinen
siechen Körper oft längere Zeit gänzlich von seinem Berufe abge-
halten, auch materiell vorwärts zu bringen. Doch war für ihn auch
diese Zeit keineswegs eine verlorne; denn es blieb noch Musse und
Kraft genug, im Componiren fortlüfilllfen, worin ihm das erschlos-
sene Vorbild des Giulio Romano, welches damals als sein malerisches
Ideal neben dem plastischen der in Kopenhagen studirten Antiken
vor seiner Seele schwebte, Impulse genug gab. Dazu nutzte er die
Zeit wuchernd, um der lllangelhaftigkeit seiner wissenschaftlichen
Bildung abzuhelfen, und wie er schon als Küferlehrling; seinem Kunst-