zulänglichkeit nicht entgehen konnte, entmuthigte ihn nicht, wenn
sie ihn auch tief schmerzte; sie hatte sogar den Vürthßil, dass der
Erbprinz Friedrich von dem Bilde erfuhr, es sich zeigen liess und es
unter ermuthigenden Worten mit einem Geschenk von 100 Thalern
behielt. Andererseits aber reizte das Gefühl seiner technischen Un-
vollkommenheit den jungen Mann zu dem Bestreben, in dieser Be-
ziehung den Professor Abilgaard, der ein tüchtiger Golorist war, bei
seiner Arbeit zu belauschen, ohne dessen Ansinnen, als sein Schüler
einzutreten, zu entsprechen, was ihm AbilgaardsUmvillen in dem
Grade zuzog, dass er ihm rundweg erklärte, in der Kunst sei keine
Hoffnung für ihn, indem das Componiren allein zu nichts führe und
er zum Erlernen des Malens, Welches doch die Hauptsache sei, be-
reits zu alt wäre.
Damals hatte Carstens auf Andringen des Prof. Stanley, dem
seine Composition sKlage der Götter um Balder's TOde besonders
gefallen, sich entschlossen, die Akademie freilich mehr des Scheines
halber zu besuchen, allein sein Verbleiben dort, welches ohnehin
ziemlich unfruchtbar war, sollte nicht von langer Dauer sein, obgleich
er durch die Composition sOdysseus mit dem leeren Windschlauch
von Aeolus unwirsch zurückgewiesene, deren wilde Grösse, höchst be-
fremdlich unter der allerwärts herrschenden glatten und süsslichen
Virtuosität, einsichtsvollc Beurtheiler an Michel Angelo gemahnte,
nicht unbedeutendes Aufsehen erregte. Denn der eingangsberührte
Vorfall verschloss ihm die Thüren der Akademie und wies ihn wieder
ganz auf sich selbst und seine damals aller Welt wunderlich er-
scheinenden Grundsätze. Schon seit einiger Zeit aber war sein kleines
elterliches Erbe aufgezehrt und Carstens sah sich genöthigt, sich dem
Porträtzeichnen zuzuwenden, nicht blos, um das tägliche Brod zu
verdienen, sondern namentlich, um sich die nöthigen Mittel zu einer
Studienreise nach Italien zu erwerben. Seine Sehnsucht nach dem
gelobten Lande der Kunst hatte ihn hauptsächlich bewogen, sich
zum Eintritt in die Akademie, welche Stipendien zu solchen Studien-
reisen zu verleihen pflegte, zu bequemen. Jetzt, da er gefunden,
dass er zur Erreichung des lange gehegten Wunsches auf alle fremde
Unterstützung verzichten musste, arbeitete er mit verdoppelter Kraft,
um ohne dieselbe zum Ziele zu gelangen. Seine sauber ausgeführten
Röthelporträts fanden viele Liebhaber, wurden gut bezahlt und der
Reisefonds wuchs bald auf einige hundert Thaler. Die Compositionen