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Buch.
III.
(lap
Dämmerung.
lassicistische Regung
vorzugsweise aufstichte, sondern vielmehr die dorischen Unteritaliens
Lind Siciliens, deren Eindruck er auch in den meisten seiner Werke,
freilich in seiner und der Zeitgenossen jenseits des Rhein Weise
wiederzugeben suchte. Nach kurzem und ziemlich tinfrtichtbarem
Aufenthalt in Strassburg erhielt er endlich in Carlsruhe ein seltenes
Feld der Thätigkeit. Die dem Pantheon frei nachgebildete katho-
lische Kirche mit tetrastyler ionischer Vorhalle und drei dieser in'
Kreuzform entsprechenden Kapellenausweitungen, die etwas nüchterne
protestantische Kirche mit stattlichem Thurmlnau, das gegenüber-
liegende Rathhaus, das ehemalige Gartenpalais der Markgrälin Friedrich,
das Theater, die Münze, die Thorwachhäuschen, die Strassen- und
Wasserbaudirektion, und eine grosse Zahl gleichartiger Privatgelaätide
verliehen der ganzen Stadt, namentlich vor der Hübsclfschen roma-
nisirenden Periode ein ungemein gleichartiges und harmonisches
Aussehen, das gleichwohl bei dem nicht unbedeutenden Compositions-
talent des Architekten, wie bei der mannigfachen Verwendung eines
sonst ziemlich beschränkten Kreises von Architekttlrgliedern nicht
monoton wird. Die (lorischcn Formen verbinden sich niit rund-
bogigen Thür- und Fensterbildungen und besonders nischenartigcn
Blenden, welche letzteren gerne in die Giebelbasis einschneiden, wo-
durch bei den zu steilen und daher schweren Giehelbildungen, die
wohl ebenso als eine klimatische Concession wie als römisch-archaisch
zu betrachten sind, wenigstens die Schwierigkeit der mächtigen und
leeren Tympanen gehoben wird. Charakteristisch sind vom Detail
namentlich die ungemein schwerfalligen Consolen, welche lediglich
als das Viertheil eines Mühlsteines sich darstellen, wie die tingefügen
Kragsteine der Gesimse, die in der Regel an die Stelle der dorischen
Muttili, aber auch an die der ionischen Gebälkzierdcn gesetzt sind.
Allenthalben ist mit wenigen Mitteln viel erreicht und namentlich
nicht zu unterschätzen, wie die classischen Motive dem schlechten
Verputzmaterial angepasst erscheinen. Der zu seiner Zeit hochge-
feierte Baukünstler hatte eine grosse Zahl von hervorragenden Schü-
lern, von welchen G. llloller in Darmstadt (katholische Kirche in
Pantheonform und das kürzlich abgebrannte Theater daselbst) zum
Theil in seinen Bahnen blieb, während wir seinen Nachfolgern in
Carlsruhe, Eisenlohr und Hübsch, in einer ganz verschiedenen Rich-
tung später begegnen werden.
Einige andere hervorragende Architekten suchten (lagegen, ab-