Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

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Buch. 
111. 
03W 
Dämmerung. 
Regungen. 
Glassicistische 
Ruf begründete er erst mit dem 1'793 begonnenen brandenburger 
Thor in Berlin, das zwar auf Anregung der durch die Stuarfschen 
Publicationen genauer bekannt gewordenen Propyläen von Athen, 
aber keineswegs in sklavischer Nachbildung derselben seine impo- 
sante Gestalt erhielt. Denn die den Verhältnissen nach vielmehr 
toskanischen als dorischen Säulen mit Basen und ionischer Canel- 
lirung sammt der schwächlichen Architravbildung, Womit der Archi- 
tekt vorwiegend nach vitruvischem Recept die attischen Vorbilder 
wverbessertea, die zwischen jedes Säulenpaar eingezogenen Scheide- 
wände der einzelnen Durchgänge, wie namentlich die schwere römische 
Attika statt des Giebels verlieh dem Ganzen ein wesentlich anderes 
Aussehen, namentlich so lange noch die beiden Portiken an den 
Flügeln fehlten. Es bleibt jedoch darum ein nicht minder achtungs- 
werthes Werk, mit welchem sich die neue Renaissance, nachdem 
sie vorher mehr im lnnerntMarmorpalais) und im Kleinen (Oran- 
geriehaus im neuen Garten, Anatomisches Theater im Garten der 
'l'hierarzneischule u. s. w.) gewirkt, sich der Oeffentlichkeit übergab. 
Der Räumlichkeit vollkommen entsprechend, wie wenige Bauwerke 
der Neuzeit, bildet es einen grandiosen Abschluss einer der gross- 
artigsten Strassen der Welt wie ein der Stadt durchaus würdiges 
Eingangsdenknual. Weniger glücklich war Langhans in seinem Schau- 
spielhaus am Gensdarmenmarkte, das jedoch in Folge Brandes durch 
den Schinkefschen Prachtbau ersetzt wortlen ist. Nischenbildungen 
und abgerundete Ausfüllung der Winkel gehörten zu den Lieblings- 
motiven dieses Styles, wodurch auch die Langhansschen Saalbauten 
gewöhnlich Ovalform erhielten. Das Ornament war schwach und 
unsicher: man suchte es zu vereinfachen und künstlich zu archai- 
siren, woraus sich nicht selten ungeschickte und schwerfäillige Miss- 
verständnisse ergaben, und verhielt sich überhaupt im Zierwerk 
sparsam, ohne es vermeiden zu können, dass in dem wenigen, was 
angewandt wurde, gerade späte Formen (Festons u. dergl.) sich 
eindräilgten. 
Neben Langhans War 63 bESOTIClBTS  denn H. Uhr. Genelli 
(t 1828), der Oheim des als Maler berühmt gewordenen B. Genelli, 
ist durch seine literarische Thiitigkeit im Baufache, wie durch seine 
dem Carstens gewidmete Freundschaft bemerkenswerther wie als 
ausübender Künstler  H. Genie (T 1811), der damals auf die 
Regeneration der Baukunst in Berlin im oben beschriebenen Sinne den
	        
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