Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

Architektur 
Langhans. 
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das Studitlm der vitruvischen pseudodorischen 'l'heorie in Verbindung 
mit den pastanischen und sicilischen Ruinen als auf das der Ueber- 
reste des cäsarischen Rom. Es waren damit überdiess Ausgangs- 
punkte und Motive gewonnen worden, welche nicht blos in der 
Revolutionsepoche zeitgemäss, sondern inmitten der durch die Renais- 
sance ausgetretenen Geleise neu waren, und den abgelebteil Barock- 
styl, der als der Ausdruck des französischen Königthums gelten 
konnte, am gründlichsten zu verdrängen vermochten. 
Dass auch eine solche radicale Rückkehr zur Antike nothwendig 
war, wenn sie von nachhaltigen Folgen sein sollte, hatte schon 
während der Regierungszeit Friedrich des Grossen das Berliner Opern- 
haus Knobelsdorffs gezeigt, dessen Vereinzeltbleiben nicht lediglich 
auf Rechnung der entgegengesetzten Zeit- und Anschauungsströnlting 
gesetzt werden darf. Weil mit diesem merkwürdigen 1743 vollen- 
deten Werke nur die Purifizirung des Zeitstyls statt des entschiedenen 
Bruches mit demselben angestrebt war, so mangelte es ihm auch an 
jener Kraft, Welche nur dem Gegensätzlichen innewohnt, und so war 
es möglich, dass dreissig Jahre später J. Chr. Unger und G. F. Bou- 
man jun. in der k. Bibliothek zu Berlin nachträglich noch einen 
seltenen Höhepunkt barocken Curvenunwesens erreichten, während 
selbst die programmmassige Wiedergabe eines römischen T riumph- 
bogen, wie sie das von Unger gebaute Brandenburger Thor in Pots- 
dam darbieten sollte, von unten bis oben zopfig gerieth. Die Mission 
einer strengeren Rückkehr zur Antike war daher erst dem J. G. 
Langkans (geb. zu Landshut in Schlesien 1738, 1' 1808 zu Grün- 
eicl1e bei Breslau) zugefallen, der 1785 als Nachfolger Gontartts nach 
Berlin berufen worden war. 
In seinen ersten Werken, wie in der Innendecoration des Gon- 
tard'schen Marmorpalais bei Potsdam war er noch vielfach gebun- 
den und kam daher nicht viel über leere Nüchternheit oder über 
zopiige Spielereien mit römischen und gothischen Ruinen hinaus, 
wie sie in der Küche jenes Lustschlosses, die sich unter C19? Ähßke 
eines halb in dem Seeufer versunkenen römischen 'l'empels nach 
Art der damals noch über die halbe Höhe verschütteten Tempel- 
ruinen am Forum Romanum verbirgt, oder 111 gßllhisirenden Grotten, 
Kapellen u. s. w. t) im Parke sich darstellen. Seinen dauernden 
i) In ähnlicher Weise hatte sich die Zopfzeit auch 111 den Parken W11 
Schwetzingen, Schönbrunn, Nymphenburg u. S. W. mit der Romantik abgefunden-
	        
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