Skizzen hatten zwar den Erfolg gehabt, dass er nach Kopenhagen,
Stockholm und St. Petersburg geschickt Ward, um sich dort mit dem
Verfahren des Gusses wie mit den neuesten Resultaten desselben
bekannt zu machen, dabei hatte es aber vorläufig CleS mit Frank-
reich ausgebrochenen Krieges wegen sein Beucnden, so dass unter
Friedrich Wilhelm II. die Angelegenheit überhaupt nicht weiter zur
Sprache kam. Dafür hatte Schadoiv in einem anderen Werke Ge-
legenheit gefunden, seine Mission als Portriitbildner wie seine Rich-
tung zu documentiren, nemlich mit dem Marmorstandbild Zieten's,
welches Ende 1793 auf dem Wilhelmsplatz zwischen den 'l'assaert'-
sehen Statuen der Generale Keith und Seidlitz aufgestellt wurde.
Es war mit dem merkwürdigen Werke ein für die damalige
Zeit entschieden neuer Ton angeschlagen worden, indem der Künstler.
neben der von anderer Seite angestrebten unmittelbaren Rückkehr
zur Antike, die gründliche und wahrhafte Rückkehr zur Natur bis
in's kleinste Detail sich zur Aufgabe stellte. Er hatte an den
römischen Kaiserstatuen gelernt, dass und wie ein so enger Anschluss
an dieselbe mit den plastischen Stylgesetzen vereinbar sei, und hatte
so der Porträtstatue die in der letzten Zeit von allegorischen Ersatz-
mitteln zum Theil widersinnigster Art fast ganz erstickt worden war,
nicht blos eine neue Zukunft eröffnet, sondern zugleich die Ueber-
zeugungj geweckt, dass sie mehr als jemals das Hauptfeld der plastischen
'l'hütigkeit werden würde. Es war dabei von ihm, wenn auch nicht
ganz ohne Uelyertreibung, gezeigt worden, wie es dabei nöthig sei,
statt das Modell auf dem Wege der Idealisirung zu verallgemeinern,
vielmehr die ideale Grundlage durch die sorgfältigste und bis in's
Einzelnste durchgeführte Charakterisirung zu individualisiren. Konnte
man bei Friedrich dem Grossen an die Parallele mit einem antiken
Cäsaren denken und somit an eine classische Attitüde und Gewan-
dung, so wäre diess an einem Zieten, der nur als Husarengeneral
gewirkt hatte und als solcher in der Erinnerung seiner jüngeren
Zeitgenossen fortlebte, unmöglich gewesen, ohne ein Zerrbild daraus
zu machen, wie es später in Folge der dem Künstler aufgenöthigten
halb classischen Gewandung aus Schadows Blücher zu Rostock
wirklich geworden ist. Das Zietenstandbild dagegen gab den be-
rühmten General als den Husarenführer vom Scheitel bis zur Sohle.
und in ähnlicher Auffassung entstand auch einige Jahre später
(1799-1800) SchadowÄs künstlerisches Gegenstück, die Statue des