Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

dow unerlässlich erscheinenden Aenderungen aufzuzwingen, noch 
erhöht durch den Befehl, dass nur inländischer Marmor angewendet 
werden dürfe. 
1790 stand das Denkmal, eine Hauptzierde der Dorotheenkirche, 
fertig. Aus der Grotte war ein Bogenfeld geworden, welches die 
Gruppe der Parzen aufnahm. Es sind mächtige Clestaliell, imtlk 
gedacht, wie sie vorher noch kein in Berlin entstandenes YVerk 
gezeigt, kraftvoll, bedeutend und ausdrucksvoll. Von antiker Scha- 
blone, die immer kalt lässt, sieht man wenig, die Composition erscheint 
als Eigenthum des Künstlers: aeS war ihm gestattet worden, zwei 
von den Schicksalsgöttinnen jung darzustellen. Lachesis sieht im 
Buche des Verhiingnisses den Augenblick, wo Atropos den Faden 
zerreissen soll. Clotho, die ihn gesponnen, sucht sie abzuhalten. 
Das Zerreissen des Fadens deutet auf das Hinwegraffen in der Blüthe 
der Jugendß Die unplastische Entraffungsscene des Tassaerfschen 
Entwurfs musste auf ein Relief auf der Vorderseite des Sarkophags 
verschrumpfen, welcher selbst das überlebensgrosse liegende Bildniss 
des Knaben trägt. Die vortreffliche Arbeit des Letzteren ist ein 
charakteristisches Uebergangsstück vom alten zum neuen Styl, 
plastisch etwa auf der Stufe der besseren Werke von Mengs, und 
ebenso über den Sarkophagreliefs wie in der Entwicklungsstufe 
hinter den Parzen zurüekstehend, wodurch das Ganze als Reprä- 
sentant von drei Phasen der Wiedererweckting der Plastik höchst 
lJOClELItSEIHI wird. 
Ein zweiter, ebenfalls dem idealen Gebiete der Plastik ange- 
höriger Auftrag, der übrigens den Studien des Künstlers überaus 
angemessen war, zeigt ihn auch hierin auf einer Höhe, die Jahr- 
hunderte lang vorher und vielleicht auch bis auf unsere Tage 119ml) 
nicht erreicht worden ist. Es galt die Bekrönungsgruppe des da- 
mals unter Langhans" Leitung der Vollendung entgegengehenden 
Brandenburgerthors herzustellen , ein von der Vietoria gelenktöS 
'l'riumphalgespann. Es ist schon erwähnt worden, wie Pferdestudien 
nach der römischen Antike sowohl als nach dem Leben von Schadow 
schon während seines Aufenthalts zu Rom vorzugsweise gepflegt 
worden waren ; der Künstler erlangte es nun, dass einer der Beamten 
im k. Marstalle angewiesen wurde, ihm mit Modellreiten behufs systei- 
matischer Studien der entsprechenden mässigen Bewegung zu Diensten 
Zu stehen. Schon 1789 erregten die Modelle in der Ausstellung die
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.