welcher er die englische Plastik zu regeneriren berufen war. In
dieser Umgebung konnte er vorläufig seinen Studien obliegen, ohne
der Uebersiedelung nach Rom zu bedürfen, wo gleichzeitig mit ihm
Canova seine Wirksamkeit loegatnn. Als er 1787 nach Italien ge-
langte, hutte er seine Lehrjahre bereits hinter sich und trat sofort
als geteierter Künstler auf. Doch zeigten seine Werke iniGc-gensatze
zu denen des Canova eine Trockenheit und einfache Strenge, welche
sich zu den üppig weichen Arbeiten des ersteren etwa verhielt, wie
die dorisch-peloponnesische Kunst zu den ionischen Reizen der Schule
des Praxiteles: Welcher Unterschied wohl in der verschiedenen Natur-
anlage nicht blos der beiden Künstler, sondern auch der beiden Na-
tionen, denen sie entsprungen sind, liegt. Weit ernster und darum
auch vielfach tiefer als der grosse Meister der Grazien, dessen lyrische
Auffassung dem Sinnenreiz oft bis zum Uebermaass huldigte, fühlte
er sich daher auch besonders zum Epos hingezogen, welches ihn, da
der Meissel dem rastlosen Flusse der dichterischen Phantasie nicht
zu folgen vermochte, namentlich veranlasste, sich vorwiegend der
Zeichnung hinzugeben. So entstanden die nicht blos zu seiner Zeit
vielbewunderten, sondern noch bewundernswerthen Skizzen zu Homer,
Aeschylos und Dante, später auch zu Hesiod. Sie sind nicht als
Reliefs gedacht, wie denn besonders die antike Vasenmalerei ihm die
zahlreichsten Motive hiezu geliefert, und doch steckt in ihnen die Er-
kenntniss des Reliefstyls, wie sie einem Canova ganz und selbst
einem Thorwaldsen in dessen früherer Zeit verschlossen war. Sie
gingen indess nicht über blosse Skizzen hinaus, woran vielleicht jene
Monochronimalerei der antiken Geschirre, der Drang des Künstlers die
ilichterischen Gebilde rasch zu verkörpern, und das Gefühl desselben,
der durchgebildeten Kunst in1 Geiste der Alten noch nicht völlig ge-
wachsen zu sein, gleichen Antheil gehabt haben dürften. Aber tYOtZ
aller Unvollkommenheit, ja Fehlerhaftigkeit im Detail wie im Gflnlell
weht uns aus ihnen ein classischer Geist entgegen, wie 91' (lamals
noch keiner Arbeit eines Bildhauers innewohnte. Ihm ist die Form-
gebung nur das dürftige Mittel, sich auszusprechen, und Geist, E111-
pfindung und Ausdruck fehlt auch dem schlichtesten Umrisse niemals.
Wie rührend trotz der strengen Einfalt erscheint tler Ciesang des
Demodokos am Hofe des Alkinoos, die Scene, wo die nSlHIIigBK
Eurykleia den Odysseus bei der Fusswasehung erkennt, der Tod des
Haushundes im Vorhofe des Palastes zu Ithaka, wie edel, feurig und
Reber, Kunstgeschichte. G