die man sich in einem schönen Verhältnifs zu der grofsen Propyläen-
Faeade zu denken hat, mündete eine prächtige Marmortreppe, welche in
der ganzen Breite der Propyläen auf dem allmälig ansteigenden Felsboden
der Akropolis angebracht war und von der noch eine Anzahl Stufen er-
halten ist. In der Mitte der 'l'reppe war auch hier ein breiter Fahrweg
angelegt. Dieser war mit grofsen Marmorplatten bedeckt, welche man
mit rinnenartigen Vertiefungen ausgemeifselt hatte, um den oben erwähnten
Wagen bequem emporlühren zu können. Neuere Ausgrabungen haben auch
den unteren Theil der Treppe, sowie das zwischen zwei Thürmen liegende
Eingangsthor (b) zu Tage gefördert, Welches letztere allerdings erst aus
spätrömischer Zeit herrührt.
17. Nachdem wir in der vorhergehenden Abtheilung diejenigen Ge-
bäude kennen gelernt haben, die dem Cultus dienten und gleichsam das
ideale Bedürfnil's der Griechen zu befriedigen hatten, wenden wir uns zu
denjenigen Bauten, die durch äußerliche, materielle Bedürfnisse hervor-
gerufen, den praktischen Zwecken des Lebens zu dienen hatten.
Unter diesen nehmen die Mauern den ersten Platz ein. WVie wir
schon oben bei Gelegenheit der heiligen Orte und namentlich der Tempel-
bezirke erwähnt hatten, dafs dieselben durch feste Mauern umschlossen
und gegen alles Profane abgegrenzt gewesen seien, so ist zu bemerken,
dafs derartige Schutzwehren und Schutzmaucrn bei allen festen Nieder-
lassungen, mit denen die Geschichte der Griechen beginnt, zu den ersten
und unumgänglichsten Bedürfnissen gehörten. Es bestätigen dies die zahl-
reichen Ueberreste alter Städte-Anlagen in Hellas, wie in der Peloponnesos.
deren Mauereinfassungen zu den ältesten und ursprünglichsten Erzeugnissen
griechischer Bauthätigkeit gerechnet werden müssen. Die Griechen selbst
pflegten diese meist kolossalen und mit einem für spätere Zeiten kaum
begreiflichen Kraftaufwand hergestellten Bauten als das Werk der Kyklopen
zu bezeichnen, jenes mythischen Riesengeschlechts, das aus Lykien ein-
gewandert und namentlich bei dem Bau der Mauern von Tiryns betheiligt
gewesen sein sollte. Neuerdings dagegen pllegt man derartige Anlagen
als pelasgische zu bezeichnen, indem man dieselben als Werke des pelas-
gischen Volksstammes betrachtet; eine Ansicht, die ihre Bestätigung darin
zu finden scheint, dafs derartige Denkmäler zumeist an solchen Orten
vorkommen, die ursprünglich von jenem Volksstamme in Besitz genommen
waren. In Athen wurden die ältesten Theile der Mauern, welche zur
Befestigung der Akropolis dienten, ausdrücklich pelasgische genannt und
ihre Erbauung den Pelasgern zugeschrieben, die einst dort ihren Sitz ge-