IQJÜ
ein Halsgeschmeide anlegen, sondern nur in den üblichen einfachen weifsen
Trauerkleidern erscheinen. Diese Ceremonie währt sieben Tage, während
welcher Zeit täglich die kaiserlichen Leibärzte an das Bett herantreten,
gleich als ob sie den Kranken besuchen wollten, und erklären dann jedes-
mal, dafs es stündlich mit demselben schlechter gehe. Lautet nun endlich
der ärztliche Ausspruch dahin, dafs der Kaiser gestorben sei, so wird
die Bahre von den vornehmsten Rittern und jüngeren Senatsmitgliedern
durch die Via sacra nach dem alten Forum getragen und hier auf einem
treppenartig erbauten Gerüst niedergesetzt. An der einen Seite desselben
ist eine Schaar junger Patricier, auf der anderen eine Anzahl vornehmer
Frauen aufgestellt, welche Hymnen und Paeanen zu Ehren des Verstor-
benen nach einer ernsten und traurigen Melodie anstimmen. Nach Been-
digung dieses Gesanges wird die Bahre wieder aufgenommen und auf den
Campus Martius hinausgetragen. Hier erhebt sich an der breitesten Stelle
auf einer quadratischen Basis ein aus gewaltigen Massen von Balken er-
richteter Holzbau in Gestalt eines Hauses, das im Innern mit dürren Rei-
sern angefüllt, von aufsen aber mit goldgesticktcn Teppichen, elfenbeiner-
nen Standbildern und mannigfachen Bildwerken bekleidet ist. Das unterste
etwas niedrigere Stockwerk dieses Baues zeigt dieselbe Form und Zierathe
wie das obere und ist mit geöffneten Fenstern und Thiiren versehen, und
über diese beiden erheben sich noch mehrere andere pyramidalisch nach
oben zu sich gipfelnde Etagen (Fig. 534). Den
F1g.534.
ganzen Bau konnte man fughch mit den zur
Sicherung der Schifffahrt an den Häfen ange-
brachten Leuchtthürmen (gpoigot) vergleichen. In
dem zweiten Stockwerk wird die Bahre nieder-
Ö) Ei gesetzt und um dieselben werden Gewürze, Räu-
"22 4 cherwcrk, wohlriechende Früchte und Kräuter
aufgeschüttet Ist nun en R" h k f-
S G g ug auc. erwelr au
gehauft und der ganze Raum damit erfullt, so
reihet sich die gesammte Ritterschaft im Parade-
schritt um den Bau herum und führt einige-militärische Evolutionen aus.
Hierauf folgen in gleicher Ordnung Wagen mit in Purpur gekleideten und
maskirten Personen, welche historische Persönlichkeiten, wie z. B. berühmte
Feldherrn und Könige, darstellen. Nach Beendigung dieser Ceremonien
ergreift der Thronerbe eine Fackel und wirft sie in das Gebäude, und
von allen Seiten wird darauf Feuer hineingeschleudert, welches, durch die
brennbaren Sißffe lllld die Masse des Räucherwerkes genährt, bald den
ganzen Bau ergreift. Da nun schwingt sich aus dem obersten Stockwerk,
47""