Die kriegerische Tracht.
Bogen und Pfeil
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Marius durch die fremden Hülfstruppen eingeführt zu sein, auch scheint
ihr Gebrauch sich stets für diese Truppen beschränkt zu haben. Auf
den Monumenten der Kaiserzeit erblicken wir daher diese WalTe entweder
in den Händen harbarischer Krieger oder römischer Soldaten, Welche sich
durch ihre Tracht als zu den Auxiliartruppen gehörig kennzeichnen (vgl.
Fig. 509 und 510). Seit den Punischen Kriegen wurde jedoch auf diese
Waffe ein gröfseres Gewicht gelegt, da wir seit dieser Zeit kretensische
und balearische Bogenschützen als regelmäßige Abtheilungen der römischen
Infanterie auftreten sehen. Die asiatischen Bundesgenossen aber stellten
vorzugsweise ein Contingent von reitenden Bogenschützen, welche, vom
Kopf bis Fufs mit einem Schuppenpanzer bekleidet (catapkrczcti, Zoricati
equites), nach Art der orientalischen Völker eine ungemcine Geschicklich-
keit im Gebrauch des Bogens besafsen (Fig. 510). Die Gestalt des von
diesen Truppen gebrauchten Bogens glich dem auf S. 287 f. be-
Flg' 51L schriebenen griechischen, und ebenso fand in Form der Pfeilspitzen
(Fig. 511) wohl kein Unterschied statt. Dafs aber die in vielen
( Museen aufbewahrten bronzenen, als Bogenspanner bezeichneten
Instrumente in Brillenform, welche an ihrem Verbindungspunkte
am ; meistentheils mit drei nahe aneinander stehenden Spitzen besetzt
Ül" sind, zum Spannen des von den Leichtbewaiiheten geführten
H H Handbogens gedient haben, scheint aus praktischen Gründen durch-
aus unmöglich, indem die Anwendung eines solchen Instrumentes
zum Aufziehen der Sehne nicht beim griechischen Bogen, sondern nur bei
der Armbrust möglich war. Den Gebrauch der Armbrust als Waffe für
Tirailleure kannte das Alterthum noch nicht, wohl aber ihre Verwendung als
ein Mittelding zwischen einer kleinen FernwaEe und dem schweren Geschütz.
Als solche erscheint sie unter dem Namen des Bauchspanners (yaozgocrpärqg,
arcuballista), und bei dieser mag allerdings beim Aufziehen der Sehne bis
unter den Drücker ein solcher Bogenspanner nothwendig gewesen sein.