Jahren die Sitte aufgekommen, sich Sessel in das Theater nachtragen zu
lassen, so erhielt sich doch die ursprüngliche Einrichtung der Cavea so
lange, bis nach der Unterwerfung Griechenlands das erste vollständige,
mit terrassenförmig im Halbkreis ansteigenden Sitzreihen construirte Theater
errichtet wurde, in welchem den Senatoren der unmittelbar vor der Bühne
gelegene Raum angewiesen wurde. Nachdem aber einmal den Senatoren,
trotz der allgemeinen Mifsstimmilng, welche sich im Volke gegen diese Aus-
Zeichnung kund gab, diese Plätze eingeräumt waren, folgte bald auch eine
neue Sonderung der übrigen Sitze nach den herrschenden Rangverhält-
nissen. Die den Senatorenplätzen zunächst liegenden vierzehn Sitzreihen
wurden für die Ritter bestimmt, die Priestercollegien erhielten ihre be-
sonderen Ehrenplätze, höher hinauf wurden den Frauen, abgesondert von
den Männern, Sitze eingeräumt, das gemeine Volk aber auf die obersten
Stufen der Cavea zurückgedrängt. Sämmtliche im siebenten Jahrhundert
der Stadt aufgeführten Theater waren noch aus Holz erbaut und wurden
nach ihrem jedesmaligen Gebrauch wieder abgerissen. Das erste steinerne
Theater wurde vom Pompejus im Jahre 699 d. St. I 55 v. Chr. er-
richtet, dem ein zweites vom Cornelius Balbus im Jahre 741 d. St. r-
13 und in demselben Jahre ein drittes vom Augustus zu Ehren des Mar-
cellus aufgeführtes Theater (vgl. S. 504) sich anschlossen. Alle übrigen
Theater in Rom, deren in der Kaiserzeit Erwähnung geschieht, waren für
die jedesmaligcn Aufführungen aus Holz eonstruirt und wurden nach Been-
digung der Darstellungen wieder abgerissen.
Ueber die Decorationen und Maschinen der römischen Bühne läfst
sich fast noch weniger als über die der griechischen eine klare Anschauung
gewinnen, und alle Versuche, welche in neuerer Zeit zur Reconstruction
der scena mit Anschlufs an die Ruinen der Theater zu Orange und
Aspendos (vgl. S. 507 H.) gemacht worden sind, verbreiten ein gröfseres
Licht auf die Herstellung des baulichen Theils derselben, als auf die Weise
der Aufstellung der Decorationen und der Flugmaschinen; hier bewegen
sich die gewonnenen Resultate in zum Theil noch unhaltbaren Hypothesen.
lrVie das römische Drama dem griechischen nachgebildet war, wurde auch
die Einrichtung der griechischen Skene in Bezug auf die Decorationen von
den Römern angenommen; wir verweisen deshalb auf die S. 322 ff. von
uns gegebene Darstellung und fügen nur hinzu, dafs der Vorhang (aulaeum)
auf der römischen Bühne sich nicht wie auf der unsrigen senkte, sondern
sich aus der Tiefe hob, so dafs, wie es im Ovid heifst, von den auf
demselben gemalten oder auch eingewebten Figuren zuerst die Köpfe und
zuletzt die Füfse sichtbar wurden. Dieser I-lauptvorhang erhob sich am