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rein römischer, sowie griechischer, durch römische Anlagen erweiterter
und umgestalteter Theater erläutert worden ist. Wir fügen hier zunächst
noch wenige historische Bemerkungen über die Entstehung der dramati-
schen Kunst bei den Römern und die Einrichtung der für die scenischen
Aufführungen bestimmten Baulichkeiten hinzu. Aus den ersten scenischen
Darstellungen, wie solche zuerst im Jahre 390 d. St. I 364 v. Chr. zur
Besänftigung des göttlichen Zorncs bei einer in Rom wüthenden Pest durch
etruskische Schauspieler in Form von mimischen Tänzen aufgeführt sein
sollen, entwickelte sich, indem den mimischen Darstellungen ein Text muth-
willigen und satirischen Inhalts in abwechselnden Versmafsen untergelegt.
wurde, die dramatische Satire (satura). Der Schöpfer des eigentlichen Dramas
war Livius Andronicus, welcher dadurch, dal's er der Pantomine und den
von Flötenspiel begleiteten Gesängen einen auf eine Erzählung (fabula)
basirten Dialog (diverbiuna) hinzufügte, den losen Zusammenhang der frü-
heren dramatischen Satire zu einem organischen Ganzen abrundete. Seine
Nachfolger aber in der dramatischen Kunst, wie Naevius, Ennius, Plautus,
Terentius, Pacuvius, Attius u. a., vollendeten, indem sie sich vorzugsweise
den Mustern der griechischen Dramatik eng anschlossen, den Ausbau des
römischen Dramas. Aus diesem Anschlufs des römischen Dramas an die
neuere attische Komödie erklärt sich auch das Fehlen des Chors auf der
römischen Bühne, und hieraus wiederum die bauliche Einrichtung der scena
in dem römischen Theater, indem hier die in dem älteren griechischen
Drama für das Auftreten des Chors bestimmte Orchestra wegfiel und dieser
Raum für die Zuschauer seine Verwendung fand. Der ganzen Handlung
war mithin der eigentliche Bühnenraum angewiesen, und da in den römi-
schen Dramen nicht blos drei Schauspieler die Rollenfächer unter sich
theilten, sondern für die Darstellung jeder Rolle ein besonderer Schau-
spieler bestimmt war, da ferner in der Kaiserzeit grofsartige Aufzüge mit
allem theatralischen Pomp auf der Bühne erschienen, so verlangte dieselbe
eine gröfsere Breite und Tiefe als die griechische. .Anfänglich nun wurde
für die jedesmalige Darstellung scenischer Spiele (ludi scenici) eine hölzerne,
wohl meistentheils am Fnfse einer sanft ansteigenden Fläche liegende Bühne
aufgeschlagen. Von dieser schiefen Ebene aus, welche wahrscheinlich durch
hölzerne Schranken eingeschlossen war, schaute das Publicum stehend und
ohne dal's ein Rangunterschied zwischen den Plätzen stattgefunden hätte,
dem Schauspiele zu. Die erste Sonderung. der Plätze trat- im Jahre 560
d. St. I 194 v. Chr. insofern ein, dafs der der Bühne zunächst liegende
Theil der Cavea für die Senatoren durch Schranken von dem übrigen
Zuschauerraum abgegrenzt wurde. War nun auch in den folgenden vierzig