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amphithe
ßatralischc
Xn Spiel:
Nau
nach
ien.
Der dritte Zweck, welchem wenigstens einige der Amphitheater ge-
dient haben, war die Aufführung von Naumachien oder Seegefechten.
Durch Röhrenleitung und Canäle mit Schleusen konnte die Arena unter
Wasser gesetzt werden, oder es wurden besondere Bassins liir solche
Seegefechtc gegraben. So wissen wir, dafs Caesar die erste naumachia
im J. 46 v. Chr. auf dem Campus Martins anlegen liefs, in der zwei mit
1000 Seesoldaten und 2000 Ruderern bemannte Flotten gegen einander
maneuvrirten; eine steinerne Naumachie erbaute Augustus im J. 2 v. Chr.
bei der Dedication des Tempels des Mars Ultor, bei den ltorti Caesaris
in der Nähe des Tiber, auf welcher von dreifsig Schiffen eine Seeschlacht
zwischen Persern und Athenern aufgeführt wurde; Titus und Domitian
hingegen benutzten das flavische Amphitheater (Coliseo) zu Seegefechten.
Von den noch erhaltenen Amphitheatern zeigt das zu Capua am deutlich-
sten die Vorrichtungen, um die Arena für die Naumachien unter Wasser
zu setzen. Die gröfste aber ivon allen Naumachien war die von Claudius
im J. 52 n. Chr. auf dem Fuscincr See gegebene. Hundert vollständig
armirte Kriegsschille, mit 19,000 Mann besetzt, rückten auf das Signal,
welches ein aus der Mitte des Sees auitauchender silberner Triton mit der
Trompete gab, gegen einander, und dal's es keinesweges ein Scheingefecht
gewesen ist, bezeugt die Zahl der Umgckommenen.
Scbliefslich erwähnen wir noch, dafs auch zur Abwechselung kleine
scenische Darstellungen, deren Stoff der Geschichte oder dem Sagenkreise
entlehnt war, in der Arena mit einer haarsträubenden Naturtreue aufge-
führt wurden. Zum Tode verurtheilte Verbrecher mufsten sich dazu her-
geben, den Mucius Scaevola, wie er seine Hand im Feuer verkohlen läfst,
den Hercules auf dem brennenden Scheiterhaufen, den Räuber Laureolus,
wie er ans Kreuz genagelt von Thieren zerfleischt wird, den Orpheus,
wie er von Bären zerrissen wird, darzustellen. Daneben wurden frivole
Scenen, in ein mythologisches Gewand gehüllt, dargestellt, und Zwerge
und Frauen traten als Klopffechter in der Arena auf. Kurz es wurde
Alles aufgeboten; das Volk in einem ewigen Sinnentaumel zu erhalten.
Dies waren die Vergnügungen, dies die leichten Zerstreuungen, wie der
strenge Sittenrichter Seneca sie bezeichnet, denen alle Schichten der Be-
völkerung sich am Ende der Republik und während der Kaiserzeit willig
hingaben.
106. Für die dritte Gattung der ölfentlichen Spiele, die dramatischen
Aufführungen, war das Theater bestimmt, dessen bauliche Einrichtung
bereits im S 84 ausführlich behandelt und durch mannigfache Beispiele