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Die
amphithcatralischen Spiele.
Thierhetzen.
Ein nicht minder blutiges Schaupiel, für welches während der Kaiser-
zeit das Amphitheater, mitunter jedoch auch der Circus bestimmt war,
bildeten die venatliones oder Thierhetzen, deren Einführung in das Jahr
568 : 186 fällt. Ebenso wie die Gladiatoren wurden auch die Thier-
kämpfer (bestiarii, venatores), zu welchem Gewerbe sich Miethlinge her-
gaben, in Schulen für die Thierhetzen eingeschult, oder es wurden Kriegs-
gefangene und zum Tode verurtheilte Verbrecher oft massenweise für den
Kampf mit wilden Thieren in der Arena bestimmt. Wurden in diesen Thier-
kämpfen Jagdwild oder gezähmte reifsende Thiere wohlbewaifneten und
eingeübten Bestiariern gegenübergestellt, so mochte das Schauspiel wohl
mehr den Charakter einer Jagd oder von Thierbiindiger-Kunststücken,
welche häufig von den Mitgliedern der fa-miliae venatoriae producirt wur-
den, an sich tragen. Grausenerregend wurde aber das Spiel, wenn unge-
zähmte reifsende Thiere auf schlecht bewaffnete oder völlig waffenlose
Menschen losgelassen wurden oder diese wilden Bestien, durch Hunger,
Feuerbrände und Stacheln zur höchsten Wuth gereizt, einander zerfleisch-
ten. Um diese Schauspiele möglichst glänzend zu machen, wurden die
seltensten und verschiedenartigsten reißenden Thiere aus den entferntesten
Gegenden des Reiches herbeigeschalft, und fabelhaft erscheinen die Zahlen
der wilden Thiere, welche oft an einem und demselben Tage in der Arena
mit einander kämpften. So veranstaltete Pompejus einen Thierkampf von
500 oder 600 Löwen, 18 Elephanten und 410 anderen reifsenden afrika-
nischen Bestien; in den Thierhetzen, welche Augustus im J. 5 n. Chr. auf-
führen liefs, wurden 3G Krokodile in dem unter Wasser gesetzten Flami-
nischen Circus erlegt; Caligula liefs 400 Bären und ebensoviel reifsende
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Scenen aus der Arena dargestellt sind. So auf dem unter Fig. 500 ab-
gebildeten Basrclief, auf welchem ein Kampf gladiatorenmäfsig gerüsteter