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Die
unli-
1ith(
ztralischen Spiele.
Gladiatoren.
um Gnade bittend an das Volk, oder für den Fall, dafs er Eigenthum des
Lanista oder des eclitor muneris war, an diese. Zur Zeit der Kaiser stand
natürlich diesen allein das Begnadigungsrecht, sowie das Todesurtheil zu.
Erhoben die Zuschauer die geballte Faust (verso poll-ice), so wurde da-
durch die Fortsetzung des Kampfes verlangt, wogegen das Schwenken von
Tüchern als Begnadigungszeiehen galt. Ein Gladiator, der sich feig be-
nommen, konnte auf Begnadigung keine Ansprüche machen, er mufste die
abgelegten Waffen wieder ergreifen (fe-rrunz recijzere) und wurde nöthigen-
falls mit Peitschenhieben und glühenden Eisen zur Wiederaufnahme des
Kampfes gezwungen. Wurde eine iremissione, das heifst ohne Pardon ge-
fechten, konnte eine Appellation an das Volk nicht stattfinden. Als Sieges-
preis empfing der Kämpfer den Palmzweig, mit Taenien geschmückte Kränze
oder zur Kaiserzeit auch Geldgeschenke. Erhielt ein Gladiator die vwdels,
das stumpfe Rappier, als Siegespreis, so war damit seine Befreiung vom
Gladiatordienst ausgesprochen und er trat somit wiederum in die Reihe
der Sklaven, bis die Verleihung des Pileus ihn zum Freien machte.
Unter den zahlreichen Darstellungen von Gladiatorenkämpfen verdient
unstreitig das grofse Basrelief, welches das fälschlich so genannte Grab-
mal des Scaurus in Pompeji schmückt und unter Fig. 499 thcilweise ab-
gebildet ist, durch die mannigfachen Situationen der Gladiatorenkämpfe eine
besondere Erwähnung. Von links anfangend erblicken wir zunächst zwei
jener oben beschriebenen Equites im Kampfe. Beider Ausrüstung ist die-
selbe und nur die eigenthümlich krummgebogene Spitze auf dem Scheitel
ihrer Helme bemerkenswerth. Die darauf folgende Gruppe besteht aus
einem Gladiatorenpaare, welches mit Ausnahme der Beinschienen und der
Umgürtung der Oberschenkel sich in seiner Ausrüstung nicht von einander
unterscheidet. Der erstere von beiden, bereits aus einer Brustwunde blu-
tend, hat den Schild zu Boden gesetzt und streckt in der oben gedachten
Weise um Gnade bittend den Zeigefinger gegen die Zuschauer aus, wäh-
rend sein unverwundeter Antagonist die Erlaubnifs zur Fortsetzung oder
zur Aufhebung des Kampfes zu erwarten scheint. In eine ähnliche Situa-
tion versetzt uns das darauf folgende Kämpferpaar. Durch einen Stich in
die Brust schwer verwundet ist hier der eine der ZGladiatoren bereits
in die Kniee gesunken. Lanze und Schild sind ihm entfallen, und wäh-
rend seine Linke gnadeflehend emporgestreckt ist, wendet er seinen Kopf
zu dem ungestüm auf ihn eindringenden Gegner hin, welcher bereit
ist, dem l-Iingesunkenen den Todesstofs zu versetzen. Auch bei diesen
iKämpfern ist ein Unterschied in der Beschienung der Beine sowohl,
wie in der Form der Schilde deutlich zu erkennen. {Ungleich schwieriger