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Die
amphitheatralischen Spiele.
Gladiatoren.
Wie schon oben angedeutet unterschieden sich die Gladiatoren nach
ihrer Bewaffnung und demgemäfs auch nach ihrer Kampfesweise. Die
Samnites zunächst hatten ihren Namen nach der ihnen eigenthümlichen,
von den Samnitern entlehnten Ausrüstung erhalten. Die Campaner sollen
nach der Besiegung der Samniter durch den Dictator Papirius Cursor im
Jahre 444 d. St. aus Hafs gegen die Besiegten die kriegerische Ausrüstung
derselben als Tracht für ihre Gladiatoren gewählt haben. Dieselbe bestand
in einem grofsen oblongen Schild (scutuinz), einem Visirhelm mit Kamm
und Federbusch, einer Schiene am linken Bein, einem Aermel von Leder
oder Metall mit einem die Höhe der Schulter überragenden Schu_lterstück
(galcrus) (vgl. Bullet. Napol. Nuova Ser. I. Tav. 7) für den rechten
Arm und einem kurzen Schwerte. Auf den zahlreich vorhandenen Gla-
diatoren-Monumenten, welche zum grofsen Theil einer späteren Periode
angehören, sind wir freilich nicht im Stande mit Bestimmtheit den sanmi-
tischen Gladiator von den anderen zu unterscheiden, da namentlich der
charakteristische samnitische Schild fehlt. Ebensowenig stellt sich aus den
Worten der alten Autoren mit Gewifsheit heraus, welche Gattung von
Gladiatoren bestimmt gewesen war, als Antagonisten in der Arena den
Samnites entgegenzutreten; denn es war eine Eigenthümlichkeit der Gla-
diatorenkämpfe, dal's nicht mit gleichen Waffen gekämpft werden durfte,
sondern verschieden ausgerüstete Gladiatoren einander gegenübergestellt
wurden. Die zweite namentlich während der Kaiserzeit sehr beliebte
Classe der Gladiatoren waren die secutores, welche in den retiarii ihre
Gegenkämpfer hatten. Mit kurzer Tunica oder Schurz (sublzyaculuenz) und
einem Leibgurt bekleidet, den linken Arm häufig mit einem Aermel bedeckt,
ohne jegliche Kopfbedeckung und nur mit einem Dreizaek (fuscina, tri-
dens) und dem Dolchmesser als Angrilfswaffen versehen, führten letz-
tere aufserdem ein grofses Netz (iaculum), mit welchem sie den mit
Helm, Schild und Schwert bewaffneten Secutor durch einen geschickten
Wurf zu umstricken suchten, worauf sie denselben mit dem Dreizaek an-
grilfen. Von einem solchen Kampf, welcher von je fünf Secutores und
Retiarii gregatim ausgeführt wurde, berichtet Sueton im Leben des Cali-
gula (c. 30). Ohne Kampf unterlagen die Retiarii. Als aber auf Befehl
des Kaisers die Retiarii getödtet werden sollten, ergriff einer derselben
plötzlich die Fuscina und tödtete sämmtliche Secutores. Das unter Fig.
495 a, b abgebildete Mosaik dürfte diese Kainpfesart vollkommen vergegen-
wärtigen. Auf der oberen Hälfte (Fig. 495a) dringt der Secutor, ver-
strickt in das über ihn geworfene Netz, mit dem Dolch auf den zu Bo-
den gesunkenen Retiarius ein, welcher, da ihm der Dreizaek entfallen ist,