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Spiele.
Die circensischexx
Diese Schulen, welche aufser den Wagenlenkern ein vollständiges Personal
von Handwerkern, als Wagenbauer, Schneider und Schuhmacher, sowie
Aerzte, Lehrer im Rosselenken, Boten und Stallleute unterhielten, standen
unter einem oder mehreren donzini factionzem, welche die für die Spiele
nöthigen Rosselenker, Wagen und sonstige Requisiten auf Speculation hiel-
ten und bald für die eine oder die andere Faction lieferten, je nach Mafs-
gabe des ihnen gebotenen Honorars. Als Belohnung wurden den Siegern
Palmzweige, silberne Kränze, Geldsummen und kostbare Gewänder zu Theil,
so dafs bei der häufigen Wiederholung der Spiele es einem geschickten
Wagenlenker nicht selten gelang, sich ein Vermögen zu erwerben und
sich zu der Würde eines Lieferanten für die Circusspiele aufzuschwingen.
Wettrennen zu Pferde, welche wir im griechischen Agon kennen ge-
lernt haben, scheinen im Circus nicht üblich gewesen zu sein; hingegen
traten daselbst Reiter mit zwei Pferden auf (desultores), welche in vollem
Laufe von einem Pferde auf das andere sich schwangen, ein von den
numidischen Reitern erlerntes Kunststück (vergl. Bartoli, Lucerne antiche
p. 24). An ein Wettreiten dürfte aber bei den Desultoren kaum zu denken
sein. Ob die vor und neben den Gespannen einhersprengenden Reiter, wie
solche z. B. auf dem mehrfach erwähnten Sarkophagrelief (Gerhard, An-
tike Bilder. Taf. CXX, 2), sowie auf Fig. 493 erscheinen, dazu bestimmt
waren, durch Zuruf die Renner zu ermuntern, müssen wir dahin gestellt
sein lassen. Ebenso wie das VVcttfahren wurden aber auch die bei den
Circusspielen veranstalteten Faust- und Ringkämpfe in späterer Zeit nur
von eingeschulten Athleten ausgeführt. Nur ausnahmsweise, nur einem
höheren Machtsprilch folgend trat die adlige römische Jugend zur Kaiser-
zeit in diesen Wettkämpfen auf. Es gab jedoch auch Schaustellungen im
Circus, an welchen sich der römische Adel ausschliefslicb als selbstthätig
betheiligte. Es waren dies jene militärischen Evolutionen und Spiele,
welche unter dem Namen der ludi sevzirales und des ludus Tmiae be-
kannt sind. Erstere wurden von sechs Turmen der Ritterschaft, jede
unter ihren semiri und commandirt von dem princeps iuventutis, aufge-
fuhrt und waren von Augustus als eine Abtheilung der zu Ehren des
Mars Ultor gefeierten Spiele angeordnet worden. Auf diese Cavallerie-
Manöver beziehen sich auch die auf Kaisermünzen abgebildeten einher-
sprengenden Reiter mit der Umschrift: PRlNC. IVV. (princeps iuventutis),
ein Titel, welchen die kaiserlichen Prinzen führten, und seit Caracalla die
Kaiser selbst für sich beanspruchten. Der Zudus Troiae hingegen be-
stand in einem kriegerischen Manöver, welches von Knaben aus ange-
sehenen Familien in leichter Rüstung und zu Pferde ausgeführt wurde.