Die circensischen Spiele.
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Was die Wagen betrifft, deren man sich beim Wettfahren bediente,
so glichen dieselben den auf Fig. 261 abgebildeten leichten zweiräderigen
Rennwagen. Während aber bei den Griechen die Wagenlenker unbekleidet
waren, trugen die römischen (auriga, agftator) eine kurze Tunica, welche
um den Oberkörper durch ein Riemengeflecht festgeschnürt war, um das
Flattern des Gewandes zu verhüten; ein gekrümmtes Messer steckte in dieser
Umgürtung, damit der Wagenlenker sich beim Durchgehen derPferde des-
selben zum zerschneiden der Stränge bedienen konnte; ebenso waren häufig
die Oberschenkel mit Binden umwickelt (vgl. die Statue des Auriga im
Museo Pio (llementino), oder Arme und Beine mit einem netzartigen Tricot
bekleidet (vgl. Gerhard, Antike Bildwerke. Taf. CXX, 2). Eine helmartige
Ledcrkappe bedeckte meistens den Kopf des Lenkers. Gewöhnlich fuhr
man mit Bigen oder Quadrigen, seltener mit Trigen; inschriftlich erwähnt
aber wird sogar eines Siegers mit sieben neben einander laufenden Pferden.
Bei der Biga gingen beide Pferde unter dem Joche, bei der Quadriga je-
doch waren nur die beiden Deichselpferde zusammengejocht. Ebenso aber,
wie die geschickten Wagenlenker die erklärten Lieblinge des Publicums
wurden; lohnte auch ein rauschender Applaus die Leistungen der anerkannt.
tüchtigen Rennpferde, zu welchen das Hirpinerland, Sicilien, Spanien, Afrika
und Kappadocien die vorziiglichsten stellten, und deren Stammbaum, Alter
und Namen schon damals mit derselben Sorgfalt registrirt wurden, wie jetzt
von den Sportsmen. Vorzüglich war es das linke Handpferd, auf dessen
Tüchtigkeit sich aller Augen lenkten, da demselben bei der ijedesmaligen
Wendung um die Meta die schwierigste Aufgabe zufiel, indem ein Anrennen
an die oder ein Scheuen vor der Meta den Wagen und den Rosselenker der
gröfsten Gefahr aussetzte. Nicht selten findet sich deshalb auf Inschriften
neben dem Namen des Siegers auch der des siegenden Pferdes erwähnt.
Sollte das Rennen beginnen, so wurde von dem Vorsitzenden, dessen
Platz auf einem oberhalb des Hauptportals angebrachten Balcon sich he-
fand, mit einem weifsen Tuche (anappa), welches er in die Bahn hinab-
warf, das Zeichen gegeben (vgl. Fig. 493). Auf den Eckthürmen, den
S. 499 erwähnten Oppida, waren Musikbanden aufgestellt, Welche, CbBIISO
wie bei unseren Wettrennen, die Pausen mit ihren musikalischen Leistun-
gen ausfüllten. Die ablaufenden Gespanne stellten sich vor den auf der
rechten Seite des Eingangsportals befindlichen Schranken auf, durchführen
die Bahn auf der rechten Seite der Spina, lenkten bei den an ihrem Ende
stehenden-Meten auf die links von der Spina befindliche Bahn über und
durchmafsen in dieser Weise ohne anzuhalten siebenmal die ganze Bahn.
Nach dem letzten Umlauf vcrliefsen sie den ("ircus durch die auf der