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Die oircensischen Spiele.
zuerst als ludi votivi, im folgenden Jahre aber bereits als lucli statt am
5. Juli begangen und später auf die Zeit vom 5. oder 6. bis zum 13. Juli
ausgedehnt wurden. Mit ihrer Besorgung war der praetor zwbanzts be-
traut; auf den letzten Tag fielen circensische Spiele, während die voran-
gehenden mit scenischen Darstellungen ausgefüllt waren. Zum Gedächtnifs
der Ankunft der Magna Mater in Rom (vgl. S. 487) wurden zuerst am
12. April des Jahres 204 v. Chr. die Zucli Megalenses eingesetzt, welche
gleichfalls mit circensischen Vorstellungen schlossen. IDa jedoch die Feier
der Cerealien, wie erwähnt, vom 12. bis 19. April ausgedehnt worden
war, so wurden die megalensischen Spiele auf die Zeit vom 4. bis
10. April zurückgeschoben. Ueberhaupt ist zu bemerken, dal's eine Ver-
längerung von Festzeiten nicht durch I-Iinzufügung von Tagen, welche
den ursprünglich für die Feier angesetzten folgten, sondern der denselben
vorangehenden geschah. Schliefslich erwähnen wir noch der Floralia, die
in der Zeit vom 28. April bis zum 3. Mai gefeiert und durch Jagden
auf zahmes Wild am letzten Festtage im Circus Maximus verherrlicht
wurden; ferner der auf die Thaten Caesar's und Augustus bezüglichen
Spiele, wie die ludi victoviae Caesaris, die Augustalia u. a. m., welche
sich theils längere, theils kürzere Zeit erhalten haben und sämmtlich mit
einer circensischen Festfeier schlossen.
Wie bereits auf S. 500 erwähnt war der im Thale zwischen dem
Palatin und Aventin gelegene, unter Fig. 433 nach Canina's Restauration ab-
gebildete Circus Maximus die älteste und gröfste Rennbahn Roms. Der
Bau eines zweiten, des'Circus des Flaminius, erfolgte im Jahre 220 v. Chr.
durch den Censor C. Flaminius auf den Pratis Flaminiis, dem später meh-
rere andere, theilweise noch in ihren Ruinen erkennbare Rennbahnen
sich anschlossen, wie die von Caligula in den Gärten der Agrippina an-
gelegte und unter dem Namen des Circus des Nero bekannte, ferner der
neben dem Grabmale der Caecilia Metella gelegene und fälschlich als
circa (a: Caracalla bezeichnete, aber erst von Romulus, dem Sohn des
Maxentius, erbaute Circus. Ebenso aber wie in Rom befanden sich auch
in vielen anderen Städten des Reiches Rennbahnen, wie unter anderen
eine solche in den Ruinen der Stadt Bovillae (vergl. Fig. 432) sich er-
halten hat. Aus der Vergleichung dieses Grundrisses mit mannigfachen
bildlichen Darstellungen und schriftlichen Ueberlieferungen über die in-
nere Einrichtung des gegenwärtig freilich gänzlich verschwundenen Circus
Maximus zu Rom sind wir aber im Stande, ein Bild dieser grofsartigen
Baulichkeit, sowie der in ihr gefeierten Festspiele zu entwerfen.
Schritt man durch den für den Festzug bestimmten Haupteingang,