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Die Priesterth
Tlmer.
Die Haruspices.
Sali
räumt. Aufser der schon oben erwähnten höchst complicirten Theorie
der Blitzlehre, zu welcher auch die Kunst des Herabziehens der Blitze
gehörte, hatten die Haruspices die Eingeweideschau zu einem besonderen
System der Divination erhoben. Herz, Leber und Lunge der Thiere
wurden auf das sorgfältigste untersucht, jede Anomalie an diesen Theilen
beobachtet und daraus auf einen glücklichen oder unglücklichen Erfolg
gedeutet. Wurde nun auch ihrer Kunst von Seiten des römischen Staates
ein grofses Vertrauen geschenkt, indem bei besonders wichtigen Ereignissen
etruskische Haruspices nach Rom citirt wurden und dieselben sehr häufig
die römischen Feldherrn auf ihren Feldzügen zu begleiten hatten, so stand
doch bei den Aufgeklärten diese nur auf den crassesten Volksaherglauben
sich stützende Zeichendeutung in sehr geringem Ansehen, wie unter an-
deren aus dem Ausspruch Catds, dafs kein Haruspex einen seiner Collegen
ohne zu lachen ansehen könne, deutlich hervorgeht.
Das fünfte Priesterthum bildete das Collegium der Salier, dessen
Einsetzung auf Numa zurückgeführt wurde. Der Sage nach sollte zu
Numa's Zeiten ein besonders gestalteter Schild (ancile) aus dem geöffneten
Himmel zur Erde gefallen sein, und habe der König, um denselhen vor
Entwendung zu schützen, eilf ebenso gestaltete Schilde durch einen Künstler
Mamurius anfertigen lassen und zu ihrer Bewahrung auf dem palatinischeil
Hügel ein Collegium von zwölf Priestern, Salii genannt, bestellt. Das
Ünwahrscheinliche, welches diese Sage über die Einsetzung dieses Priester-
thums enthält, geht schon daraus hervor, dafs neben diesen latinischen
Saliern, welche ihre Heiligthümer auf dem Palatin hatten, ein zweites,
ebenso altes, sabinisches Saliereollegium auf dem quirinalischen Hügel be-
stand. Vielmehr haben wir uns beide Collegien, von denen das palatinische
sich dem Dienste des Mars, das quirinalisehe dem des Quirinus sich ge-
weiht hatte, als die Repräsentanten des uralten Cultus des Mars zu denken,
welchen die Sage mit jenen Ancilien in Verbindung brachte. In dem dem
Mars geheiligten Monat März fanden die zu Ehren des Gottes veranstal-
teten Feste statt. In feierlichem Aufzüge, bekleidet mit der Tuniea picta,
über welche der eherne Panzer angelegt wurde und darüber die Toga
praetexta im gabinischen Knoten geschürzt (vergl. S. 574), auf dem
Kopf einen Helm in Gestalt des oben beschriebenen Apex, mit dem Schwert
umgürtet und in der Rechten eine Lanze, am linken Arm oder um den
Hals das Ancile tragend, zog die Brüderschaft der Salier durch die Strafsen
und führte vor jedem Heiligthum einen Walfentanz, daher salze, auf,
wobei sie mit ihren Lanzen oder mit besonderen Stäben an die Schilde
schlugen und alte, selbst den Priestern in späterer Zeit nicht mehr ver-