Die Priesterthürr
Augures.
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sendet war, um- das Idol der Cybele nach Rom zu bringen, mit dem Bilde
der Göttin auf dem Verdecke, wie es von der Vestalin Claudia Quinta zur
Rettung ihrer angezwcifelten Keuschheit mit ihrem Gürtel in den Hafen des
Tiber geleitet wird. Das andere Denkmal, ein Sarkophagrelief aus spät-
römiseher Zeit (Gerhard, Antike Denkm. Taf. CXX. 1) veranschaulicht uns
einen Theil der grofsen Pompa, welche an den Megalenses die Festspiele im
Circus erölfnete. Das Bild der Cybele auf ihrem von Löwen gezogenen
Wagen wird hier auf einer sehr langen Bahre auf den Schultern von
siebzehn Trägern unter Posaunenschall getragen, vielleicht deutet die
offenbar weibliche Haarfrisur der Träger auf die Maskenscherze, welche
von dem Volke bei der Feier dieses Festes vorgenommen wurden. In den
beiden dem Zuge voranschreitenden, mit der Toga bekleideten Personen
glauben wir aber zwei X Vmiri zu erkennen, deren Anordnung und Be-
aufsichtigung die in Rom eingeführten Culte unterworfen waren.
Dem vorigen Collegium an Zahl gleich war das der augures, dessen
Einsetzung mit der Gründung der Stadt zusammenfiel, da Romulus bereits
als erster Augur genannt wird. Sollte die Genehmigung einer Gottheit zu
irgend einer politischen oder religiösen Handlung eingeholt werden, so
hatte der Augur den Willen derselben nach gewissen Regeln zu erforschen
und vermöge seiner Wissenschaft die Bedingungen zu bestimmen, unter
denen ein Zeichen überhaupt erscheinen mulste und unter denen dasselbe
für das Unternehmen entweder von günstiger oder ungünstiger Vorbedeu-
tung war. Keine Staatshandlung im Frieden oder Kriege durfte ohne
vorhergegangene Auspicien angestellt werden, beim Auszug in den Kampf,
bei den Comitien, bei dem Amtsantritt der Magistrate und den WVeihen
der grofsen Priesterämter, bei Inaugurationen und Exaugurationen, überall
wurden die Auguren hinzugezogen und hatten die an sie von den Magi-
straten gestellten Fragen, denn diesen stand allein das Recht zu im Namen
des Staates Auspieien anzuordnen (spectio), aus der Beobachtung der
Auspicien zu beantworten (nuntiatio). Daher die wichtige Stellung der
Auguren und ihr Einilufs auf den Gang der politischen Begebenheiten.
Beim Auspiciren nahm der Augur, nachdem er mit seinem ltituzes,
bligfss" einem knotenlosen, an seiner Spitze leicht gebogenen Stube
(Fig. 488), das auf S. 349 f. ausführlich beschriebene
oder den für seine Beobachtungen heiligen Bezirk abgegrenzt
und in Regionen eingetlieilt hatte, im Mittelpunkt desselben, wo-
selbst ein Zelt (tabernaczoluvn) aufgeschlagen war, den Blick nach
dem Süden gewandt, seine Stellung und schaute nach vorangegangenen]
Gebet erwartungsvoll auf die sich zeigenden Zeichen. Blitz und der Flug