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Priesterthümer.
Die
Die
XV viri saoris faciundis.
Superbus nur aus zwei Personen bestehend, war seit dem Jahre 367 v. Chr.
aus zehn, nämlich aus fünf patriciscllen und fünf plebejischen Mitgliedern
zusammengesetzt, deren Zahl wahrscheinlich durch Sulla auf fünfzehn ver-
mehrt wurde. Ihre Functionen bestanden zunächst in der Bewahrung und
Auslegung der sibyllinischen Bücher, sowie in der Prüfung der neu in
dieselben aufzunehmenden Orakel. Bekanntlich wurden durch die cumäische
Sibylle dem Tarquinius Superbus neun Bücher mit Orakelsammlungen an-
geboten, von denen der König drei kaufte, während die übrigen von der
Sibylle den Flammen übergeben wurden. Diese drei Bücher wurden im
Iupitertempel auf dem Capitol aufbewahrt, bis auch sie bei dem Brande
desselben im Jahre 83 v. Chr. vernichtet wurden. Eine neue Sammlung
von Orakeln wurde darauf in Kleinasien, als dem eigentlichen Vaterlande
dieser Sprüche, sowie in anderen Ländern angelegt, und diese jüngere
Sammlung wiederum in dem neu erbauten Capitol niedergelegt. Mit der
Redaction dieser Sprüche, mit der Ausmerzung der unächten aus der Zahl
der ächten beauftragte Augustus die X V ciri, von denen unter den nächst-
folgenden Kaisern noch so manche Verbesserungen und Zusätze hinzugefügt
wurden; erst Stilicho soll diese Bücher durch Feuer vernichtet haben. Der
Inhalt der sibyllinischen Bücher bestand aus einer Sammlung von Orakel-
sprüchen, welche bei ungewöhnlichen Ereignissen, wie z. B. bei Pest und
Erdbeben, zu Rathe gezogen wurden, um aus ihnen in geschickter Weise
die Sühnemittel zur Beseitigung der Gefahr zu interpretircn. Zu diesen
Sühnemitteln gehörte auch die Einführung fremder Götterculte in Rom;
so wissen wir, dal's die Culte des Apollo, der Artemis, der Ceres, des
Unterwcltsgottes Dis pater, der Venus, der Salus, des Mercur, des Aesculap
und der Magna Mater in Folge von sibyllinischen Ausspriichen nach Rom
übertragen und mit vielen derselben Festspiele verbunden wurden, so
z. B. mit dem des Apollo die Apollinaria und Saecularspiele, mit dem der
Ceres die Ludi Cereris und mit dem der Magna Mater die Megalenses.
Fig 487 Was speciell die Einführung des Cultus der
Magna Mater aus Pessinus durch Ueber-
Vi es tragung des heiligen Steines, unter dessen
X0"; ZAR Gestalt die Göttin in ihrer asiatischen Hei-
E ..lll4ah__ J)- Mr math verehrt wurde, sowie den Festzug
und die Wagenrennen, welche an den Me-
äf galenses aufgeführt wurden, betriift, so be-
FD sitzen wir hierfür zwei erläuternde Denk-
mäler, deren eines unter Fig. 487 abgebildet ist. Wir sehen hier das
Schiff, welches vom Senat in Folge eines sibyllinischen Orakels ausge-