Die Priesterthümer.
Die Vestalinnen.
663
so theilen wir hier zur Veranschaulichung derselben ein Basrelief mit
(Fig. 486), auf welchem säinmtliche, bei der Ausübung der großen Prie-
sterämter gebrauchten Geräthe neben einander abgebildet sind. Als At-
tribute für die Mitglieder der grofsen Priesterämter erblicken wir hier
unter e die Opferschale (culullus), unter f das Schöpfgefäfs (Silnpulzovn),
Fig. 486.
c d e f
T 531-, Er- _ r 4 '
a Q ß ü. y v9 1
besaß M W
"u: l 1 M "O
w-4 I Y
ÄMII. Ä 4.11, !v'
Q l .51 5
,
2m"
Frr-"f
Ü v
1 w
l
unter g das in einem Futterale verwahrte Opfermesser (secespita), sowie
unter k die oben erwähnte Kopfbedeckung, den albolqalerus. Die übrigen
hier dargestellten Geräthe, welchen wir auch anderwärts auf Münzenl
und geschnittenen Steinen vielfach begegnen, werden in der nachfolgenden
Schilderung ihre Erklärung finden.
Nächst den Flamines waren die Vestalinnen (virgines vestales, vir-
gßines Vestae) mit dem Pontiiiealcollegium eng verbunden, deren Einsetzung
schon in die ersten Zeiten der Gründung Roms fällt. Von Alba sollen
sie nach Korn gekommen seinyanfänglich waren für die Raumes und
Tities je zwei, dann aber auch eine gleiche Zahl für die Luceres be-
stimmt, und diese Seehszahl hat sich fortdauernd erhalten. Bei der Wahl
einer Vestalin sah man zuerst darauf, dafs die zu Wiihlende nicht jünger
als sechs und nicht älter als zehn Jahre, ferner dafs sie patrzima et ma-
trima (vergl. S. 659), sowie frei von allen körperlichen Gebrechen war.
War diese Prüfung vollendet, so wurdesie in weifse Gewänder gekleidet
und mit abgeschorenem Haar dem Dienste der Vesta für dreifsig Jahre
geweiht, in welcher Zeit sie in den ersten zehn Jahren als Lernende, in
den folgenden als eine den Dienst ausübende Priesterin und in dem letzten
Jahrzehnt als Lehrerin der Novizen auftrat. Nach Ablauf dieser Zeit
1 Opfergeräthe sind z. B. dargeslellt auf den Denaren der Familien:
Cassia, Cornelia, Domitia, Ilirlia, Iulia, Sulpicia u. a. m.
Antestia,
Antonia,