Die Bibliotheken.
Der
Ackerbau.
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bei öffentlichen Verhandlungen etwa vorzulegen hatten. Mehrere mit der
Toga bekleidete Statuen (Augusteum Taf. 117. 119) haben ein solches
Scrinium neben sich stehen, und auf einer Reliefdarstellungl eines Zuges
von Magistratspersonen werden von den Magistratsdienern, den appa-
ritores, ein solches Scrinium, eine Sella curulis und Bücher vorauf-
getragen. lm eigenen Hause jedoch wurden die Bücher in besonderen
Bibliothekzimmern aufgestellt, welche nach Vitruv's Vorschrift, um das
Eindringen des Frühlichts zu ermöglichen und die Bücher gegen Moder
zu bewahren, nach Osten gelegen sein mufsten. Auch in Herculanum hat
man ein solches kleines Bibliothekzimmer entdeckt, noch besetzt mit offenen
Repositorien, in denen 1700 Schriftrollen lagen. Wie bändereieh übrigens
diese Privatbibliotheken mitunter waren geht daraus hervor, dafs unter
anderen der Grammatiker Epaphroditus 30,000 und Sammonius Severus,
der Erzieher des jüngeren Gordian, 62,000 Bücher besafs. Die eitele
Prunksucht der Reichen zeigte sich aber auch hier wiederum darin, dal's
sie, um sich einen Anstrich von Gelehrsamkeit zu geben, in ihren Häusern
Bibliotheken anlegten, jedoch vnicht als Mittel für Studien e, wie Seneca
sagt, wsondern als Schmuck für die Wände und zur Schaustellung; unter
so vielen Tausenden von Büchern gähne der Besitzer und habe sein gröfstes
Wohlgefallen an den Aufschriften und Titeln; gerade bei dem gröfsten
Miifsiggänger linde man nicht selten alle nur möglichen YVerke und Bücher-
schränke bis an das Dach hinan aufgethürmtgß die Worte des Plinius über
die oft lächerliche Ausschmückung der Bibliothekzimmer solcher unwis-
senden Bibliophilen haben wir bereits auf S. 556 angeführt. Von öffent-
lichen Bibliotheken besafs aber Rom nach der Angabe des Publius Victor
nicht weniger als neunundzwanzig; die erste wurde vom Asinius Polio
im Vorhofe des Friedenstempels angelegt; zwei neue entstanden unter
Augustus, die octavische und palatinische, und unter Tilierius, Vespasian,
Domitian und Trajan wurde diese Zahl durch Anlage neuer Bibliotheken
vermehrt, unter denen die von dem letztgenannten Kaiser gegründete, die
ulpisehe, die bedeutendste war.
Nur der Gutsbesitz ist eines freien Mannes würdig, so lauteten die
Schlufsworte Cicerds in seinem Urtheile über die bürgerlichen Beschäfti-
gungsweisen der Römer, und so sehen wir denn auch zur Zeit der
Einfachheit der Sitten den römischen Adel selbst das Feld bebauen und
die Aufsicht über die Bestellung seines Ackers führen. Klein waren
diese Landgüter, aber die sorgfältige Pflege, die der Besitzer mit Hülfe
M icali,
Monumenti
Per
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storia
ilal.
ant. popoli
degli
Tav. 112.
Atlas.