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Die
Schreibmaterialien.
Diß Bibliotheken.
erwähnt, wurden solche Täfelchen auch zum Briefschreiben benuzt, und
die Briefsteller hielten sich bei sehr ausgebreiteter Correspondenz beson-
dere Sklaven oder Freigelassene (librarii ab epistulis) zu deren Anferti-
' v gung. Sollte der Brief abgesendet wer-
bw. 484.
b den, so wurden die tabellae unter
.1! Kreuzband, zu dem man sich eines
Fadens bediente, gebracht und derselbe
d? h an der Stelle, an welcher der Faden
a b d zusammengeknotet war, mit einem
c Wachssiegel geschlossen. Die Aufsen-
seite des Briefes trug die Adresse, wie man unter anderen aus dem auf
S. 225 beschriebenen Wandgemälde ersieht, auf dem der Brief die Auf-
schrift: M Ducretio trägt. Für die zweite Methode des Schreibens
mittelst einer aus der Auflösung von Rufs und Gummi verfertigten Dinte
(atramenturm lebrarizant) auf Papyrus oder Pergament bietet uns das
auf Fig. 484a dargestellte Dintenfafs mit dem darauf liegenden Schreib-
rohr (calanzus) und daneben die halbgeöffnete Schriftrolle (b) einigen
Anhalt. Ueber die Anfertigung des Papyrus und des Pergaments, sowie
über die Sitte, die Manuscripte aufzurollen, haben wir gleichfalls oben
bereits gesprochen. Diese Rollen waren je nach der Güte des Papiers
6 bis 13 Zoll hoch, während ihre Länge sehr verschieden war; so hat
die im Jahre 1821 aufgefundene Papyrusrolle mit dem Fragment der llias
eine Länge von 8 Fufs und eine Höhe von 10 Zoll. War das Manuscript
vollendet, so pflegte man das Ende des Blattes innerhalb einer hohlen
Rolle, welche genau die Höhe desselben hatte, an einem Stabe zu be-
festigen und dasselbe dann aufzurollen; das Stäbchen aber ragte mit seinen
Enden ein wenig über die Rolle hinaus, und wurden die hervorragenden
Enden desselben durch Knöpfchen von Elfenbein oder Metall (cornua,
umbilici) verziert. Zur Sicherung gegen Staub und Würmer w_urde als-
dann die Schriftrolle in einer purpur- oder gelbgefärbten Pergamenthüllc
(menzbrana) verwahrt und an dieser, oder wie es an mehreren auf
Wandgemälden vorkommenden Schriftrollen ersichtlich ist, an den Umbi-
lici der Buchtitel mittelst eines Bändchens etwa so befestigt, wie in un-
seren Archiven die Wachssiegel der alten Urkunden an Pergamentstreifen
befestigt sind. Mehrere solcher Rollen pflegte man in eine cylindrisch
gestaltete und durch einen Deckel verschliefsbare Kapsel (scriniunt) (vergl.
Fig. 238) zu stellen, und dienten dieselben einmal dazu, um in ihnen eine
kleine Reisebibliothek leicht und gesichert fortschaffen zu können, dann
aber zum leichteren Transport solcher Schriftstücke, welche die Redner