Sch
Die
reibmaterialien.
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sie sich benachrichtigen, ob der Vorleser schon in den Saal getreten ist,
0b er mit der Einleitung fertig ist, 0b er schon ein tüchtiges Stück Ma-
nuscript hinter sich hat; dann erst, und auch dann erst langsam und
zögernd, kommen sie an; aber trotzdem halten sie nicht aus, sondern
vor dem Schlusse gehen sie wieder davon, einige-verstohlen und heimlich,
andere frank und frei u. s. wß
Was nun zunächst die Materialien betrifft, deren sich die Römer beim
Schreiben bedienten, so haben wir bereits oben S. 224 ff. über die im
griechischen Alterthum allgemein gebräuchlichen ausführlicher gesprochen,
so dafs wir hier nur Weniges hinzuzufügen haben. Wachstafeln (Fig. 484 c,
d), tabellae, pugillares oder auch schlechthin cerae genannt, von gröfserem
oder kleinerem Format, waren bei den Römern ebenfalls zum Briefsehrciben,
zum Vermerk von Notizen, zur Abfassung von Concepten und als Schreib-
tafeln in den Schulen im Gebrauch. Nur die innere Seite derselben wurde
beschrieben und es war, da man mehrere derselben in Buchform als
diptycki, trzptyclti aneinander zu heften pflegte, der Holzrand etwas er-
höht, um beim Zusammenlegen des Buches oder Aufeinanderlegen meh-
rerer Tafeln das Verwischen der Schrift zu verhüten; ihre Aufsenfläche,
welche wir als Deckel bezeichnen würden, war aber häufig mit Elfen-
beinschnitzereien bedeckt oder mit edlen Metallen und Edelsteinen verziert.
Solcher Diptychen mit sauber in Elfenbein geschnitzten Darstellungen auf
ihren Deckeln, mit welchen sich die Consuln und Praetoren zur Kaiser-
zeit bei ihrem Amtsantritt zu beschenken pflegten, haben sich mehrere
erhalten. Auch ist eine nicht ganz unbedeutende Anzahl beschriebener
Wachstafeln auf uns gekommen; sämmtliche T afeln, die meisten römische,
einige wenige griechische Urkunden enthaltend, sind in den altrömischen
Bergwerken in. der Nähe der Städte Abrudbanya (Grofs Schlatte) und
Vöröspatak inSiebenbürgen seit dem Jahre 1786 zu verschiedenen Zeiten
aufgefunden worden und befinden sich gegenwärtig theils im ungarischen
Nationalmuseum zu Pesth, theils in Privalbesitzb Ueber den zum
Schreiben und Ausstreiehen (stilzmz verziere) oder vielmehr zum Ausglätten
des Geschriebenen gebrauchten Griffel (stilus, grapltium) haben wir bereits
oben gesprochen, und wir sehen einen solchen gleichfalls unter Fig. 484
auf dem aufgeschlagenen, mit o bezeichneten Buche liegen. Wie schon
1 Die chronologische Aufzählung der Funde vom J. 1786 bis zum J. 1856 findet
sich bei Erdy, De labuiis ceratis in Transsilvania repertis. Pesthini 1856. Vergl. Mais-
maun, Libellus aurarius sive tabulae ceralae etc. Lipsiae 1840, und die Arbeiten Dellefseds
in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie der Wissenschaften. Hist. Cl. Bd. XXIII
und XXVlI.