Die Sklava
als Handwerker.
Die Bäckerei
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Bäckerei zu Pompeji befindet sich auch ein sinnreich construirter Backofen,
welcher zum Festhalten der Wärme durch einen aufgemauerten Mantel
eingeschlossen ist. Was die beim Backen übliche Manipulation betrifft, so
lernen wir dieselbe aus dem Fries eines kleinen zu Rom vor der porta mag-
giore, da wo die m'a Labicana und Praenestina in einen spitzen Winkel
zusammcnstiefsen, gelegenen Grabmonumentes kennen, welches nach der
Inschrift: EST HOC MONIMENTVM MARCEI VERGILEI EVRYSACIS
PISTORIS REDEMPTORIS APPARET, der-Bäcker und Brotlieferant
M. Vergilius Eurysaces für sich und seine Gattin Atistia setzen liefs. In
Berücksichtigung seines Gewerbes liefs dieser komische Kauz seine Ruhe-
stätte auf eine ziemlich absonderliche Weise mit den Emblemen seines
Handwerkes schmücken und gab derselben den Namen eines Brotkorbes
(panarium). Auf einem Unterbau erhebt sich eine Anzahl hohler Säulen
ohne Basen und Capitelle, je zwei und zwei durch einen Pfeiler getrennt,
deren jede aus drei Tambours in Gestalt von Kornmafsen besteht; darüber
folgt ein mit Inschriften bedeckter Fries, auf dem ein Oberbau sich erhebt
mit regelmäßigen runden Vertiefungen, welche gleichfalls als liegende Korn-
mafse gebildet sind. Der ganze Bau aber wird von einem Fries gekrönt,
auf dem zuerst die Abschliefsung eines Vertrages über eine grofse Brot- oder
Getreideliefernng (die Bäcker hatten sich seit dem Jahre 580 d. St. : 174
v. Chr. als Zunft constituirt) dargestellt ist; hierauf folgen zwei Mühlen in
der oben beschriebenen Form, durch Esel in Bewegung gesetzt, zwei Sieb-
tröge zum Durchsieben des Mehls und zwei Kornmesser. Auf der ent-
gegengesetzten Seite wird in einer durch Pferdekraft bewegten Knetmaschine
das Mehl geknetet, während Sklaven an zwei neben dem Backofen ste-
henden Tischen die Brote formen; auf einer dritten Seite des theilweise
zerstörten Frieses wird die in Körben herbcigcbrachte Waare unter Auf-
sicht von Beamten, vielleicht des zur Beaufsichtigung des Getreidewesens
bestimmten praejfectzts amzonae, gewogen. Das Kneten des Teiges mit
der Maschine, sowie das Brotbacken erblicken wir auch auf einem seinem
Kunstwerthe nach freilich nur sehr untergeordneten Sarkophagrelief im
Lateran (Gerhard, Denkm. und Forsch. 1861. No. 148), auf welchem aufser-
dem die Bestellung des Ackers und die Ernte dargestellt ist.
Solche grofse Wagen, wie jene auf dem Denkmal des Eurysaces, zum
Wägen umfangreicherer und schwererer Lasten, kommen auf römischen
sowohl wie griechischen Monumenten mehrfach vor; sie glichen vollkommen
den bei uns gebräuchlichen. Zum Abwägen kleinerer Massen trockener
oder flüssiger Gegenstände, wie solches beim Fleisch- und Fischverkauf,
beim Handel mit Oel, Chemicalien u. s. w. täglich vorkam, bediente man
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