Volltext: Das Leben der Griechen und Römer

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einzugehen. Der gesammte Handwerkerstand, alle Erwerbszweige, welche 
auf Händearbeit beruhen, waren nach den aristokratischen Ansichten der 
Römer bescholten und eigentlich des freien Mannes unwürdig; selbst der 
Handel, vorzugsweise aber der Kleinhandel, stand auf einer ziemlich tiefen 
Stufe der Achtung; nur der grofse Grundbesitz bildete die eines freien 
Mannes allein würdige Erwerbsquelle, nur dieser machte den freien Römer 
in der Gesellschaft ebenbürtig. Interessant sind in Bezug hierauf die Worte 
Cicero's in seinem Buche vvon den Pflichten", Welche wir nach Mommseds 
"Uebertragung (Röm. Gesch. Ill. S. 500) mittheilen wollen. Hier heifst es: 
vBescholten sind zunächst die Erwerbszweige, wobei man den Hafs des 
Publieums sich zuzieht, wie der der Zolleinnehmer, der der Geldverleiher. 
Unanständig und gemein ist auch das Geschäft der Lohnarbeiter, denen 
ihre körperliche, nicht ihre Geistesarbeit bezahlt wird; denn für diesen 
selben Lohn verkaufen sie gleichsam sich in die Sklaverei. Gemeine Leute 
sind auch die von dem Kaufmann zu sofortigem Verschleifs einkaufenden 
Trödler; denn sie kommen nicht fort,_ wenn sie nicht über alle Mafsen lügen, 
und nichts ist minder ehrenhaft als der Schwindel. Auch die Handwerker 
treiben sämmtlich gemeine Geschäfte; denn man kann nicht Gentleman sein in 
der Werkstatt. Am wenigsten ehrbar sind die Handwerker, die der Schlem- 
merei an die Hand gehen, z. B. nWurstmacher, Salzlischhändler, Köche, 
Geflügelverkäufer, Fischers, mit Terenz (Eunuch. 2, 2, 26) zu reden; dazu 
noch etwa die Pariiimerienhändler, die Tanzkünstler und die ganze Insassen- 
schaft der Spielbuden. Diejenigen Erwerbszweige aber, welche entweder 
eine höhere Bildung voraussetzen oder einen nicht geringen Ertrag ab- 
werfen, wie die I-Ieilkunst, die Baukunst, der Unterricht in anständigen 
Gegenständen, sind anständig für diejenigen, deren Stande sie angemessen 
sind. Der Handel aber, wenn er Kleinhandel ist, ist gemein; wenn er 
Grofshandel ist und aus den verschiedensten Ländern eine Menge von 
Waaren einführt und sie an eine Menge von Leuten ohne Schwindel ab- 
setzt, so ist er nicht gerade sehr zu schelten; ja wenn er, des Gewinnstes 
satt oder vielmehr mit dem Gewinnste zufrieden, wie oft zuvor vom Meere 
in den Hafen, so schliefslich aus dem Hafen selbst zu Grundbesitz ge- 
langt, so darf man wohl mit gutem Recht ihn loben. Aber unter allen 
Erwerbszweigen ist keiner besser, keiner erfreulicher, keiner dem freien 
Manne anständiger als der Gutsbesitzß 
Sklaven waren es vorzüglich und Freigelassene, in deren Händen 
sich das Handwerk befand, indem jene als Diener die mannigfachen für 
das Hauswesen nöthigen Handwerkerarbeiten besorgten, diese aber als 
selbstständig etablirte Handwerker auf Bestellung arbeiteten oder in Läden
	        
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