Volltext: Das Leben der Griechen und Römer

der Thermen aufgefundene Leuchten und die vom Rufs der Lampen ge- 
schwärzten Wände in den Bädern Pompejis bezeugen, dal's die Sitte des 
nächtlichen Badens in den Provinzialstädten schon früher üblich War. Der 
Besucher eines öffentlichen Bades, dessen ErölTnung und Sehlufs jedesmal 
der Ton einer Glocke anzeigte, hatte zunächst bei seinem Eintritt ein 
Entree, dessen Höhe sich nach der besseren oder geringeren Einrichtung 
der Baderäume richtete, durchschnittlich aber für ein gewöhnliches Männer- 
bad einen Quadrans betragen mochte, an den Thürsteher oder Aufseher 
der Anstalt zu entrichten, welcher, wie man z. B. aus der im Porticus 
der Thermen von Pompeji aufgefundenen Büchse vermuthet, das Geld in 
einen neben seinem Standorte aufgehängten Behälter warf und dafiir dem 
Badenden eine Marke einhändigte, die dieser alsdann bei seinem Eintritt 
in das Badezimmer dem daselbst befindlichen Bademeister abzuliefern hatte. 
Dieses Eintrittsgeld mochte wohl bei allen Privatbädern, Welche dem öffent- 
lichen Gebrauch übergeben waren, üblich sein; mitunter jedoch wurde die 
Benutzung dieser Bäder dem Volke von den Aedilen, welche damit die Volks- 
gunst sich sichern wollten, zeitweise völlig freigegeben, wie wir dies unter 
anderen vom Agrippa wissen, welcher während der Dauer seiner Acdilität 
170 Badestuben anlegte und diese für ein Jahr der unentgeltlichen Be- 
nutzung überwies, bei seinem Tode aber dem Volke seine eigenen präch- 
tigen Privatthermen vermachte. luden Apodyterien, welche in den pom- 
pejanischen Thermen durch die in den Wänden befindlichen Löcher für 
die zum Aufhängen der Kleidungsstücke bestimmten Nägel und Pflöcke 
noch erkennbar sind, entledigte sich der Badende hierauf seiner Kleider. 
Wahrscheinlich waren in den gröfseren Thermen das kalte, das warme, 
sowie das Schwitzbad, jedes mit einem oder mehreren Ankleidezimmern 
verbunden, oder doch der Raum, welchen man heute als gemeinsames 
Apodyterium bezeichnet, durch Bretterwände in abgesonderte kleine Zellen 
getheilt. Hierauf betrat der Badende das Tepidarium, den zum Transpi- 
riren bestimmten Raum (vcrgl. S. 467 ff), in welchem auch trockene Ab- 
Füllungen (destringere) vorgenommen wurden, und begab sich von hier 
in das Caldarium, in welchem in älterer Zeit in einer Badewanne (alveus), 
oder in späterer in einem auf der einen Seite dieses Raumes befindlichen 
Bassin das warme Wasserbad genommen wurde, während das an der gegen- 
überstehenden Nische angebrachte flache Becken (labmm) zu kalten Ueber- 
giefsungßn beSÜmmt War. Ein kaltes Bad, welches in dem im Fufsboden 
des Frigidarium eingelassenen Bassin (cistema, piscina) genommen wurde, 
beendete den eigentlichen Act des Badens. Schliefslich begab man sich 
in das mit jeder gröfseren Badeanstalt verbundene Unctorium, in welchem
	        
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