618
Bevölkerung zur Erhaltung der Gesundheit nothwendigen Reinigung des
Körpers, ohne dal's in" ihren Anlagen gleichzeitig auch auf die zur Erhaltung
körperlicher Gewandtheit und Geistesfrisehe später nothwendig gewordenen
Räumlichkeiten Rücksicht genommen war. Ihre Einrichtung war daher
gewifs eine höchst einfache: eine oder mehrere mit einander in Verbindung
stehende Badezellen, oder ein für den gemeinsamen Gebrauch mehrerer
gleichzeitig badender Personen bestimmter Badesaal, in den durch eine in
der Wölbung der Decke angebrachte kleine Fensteröllnung nur ein spär-
licher Lichtstrahl üel und das Innere in einem Halbdunkel liefs, einfache
Steinbänke zum Ablegen der Kleidungsstücke, eine Röhrenleitung, um die
Badebehälter mit kaltem oder warmem Wasser zu speisen, bildeten wohl
die Ausstattung eines Bades der älteren Zeit. So mochte auch wohl die
Einrichtung des Bades des Scipio Africanus auf seiner Villa bei Linternum
gewesen sein, welcher Seneca bei der Vergleichung der Sitten seiner Zeit
mit denen einer früheren gedenkt. Ueberrestc solcher älteren Bäder sind
uns nicht erhalten, sie wurden durch ausgedehntere, den Anforderungen
einer verweichlichteren Generation mehr entsprechende bauliche Anlagen
verdrängt, und sämmtliche noch vorhandene Reste von Bädern, von denen
eine Anzahl in S 80 beschrieben ist, gehören eben einer späteren Zeit
an. In den gröfseren von ihnen sind entweder theilweise oder vollständig
alle Localitäten vereinigt, welche als wesentlich nothwendig für ein römi-
sches Bad erachtet wurden, und haben wir deren Benennung bereits aus
den unter Fig. 418-422 abgebildeten Grundrissen und perspectivischen
inneren Ansichten kennen gelernt, wenngleich sich die römische Termino-
logie auf die in den Ruinen entdeckten Räumlichkeiten mitunter nur ver-
muthungsweise anwenden läfst. Als charakteristisch für die Bäder der
späteren Zeit gilt die Erweiterung der kalten und lauwarmen Wasser-
bäder durch Schwitzbäder, sowie von Räumlichkeiten, auf welchen theils
leichte gymnastische Uebungcn und Spaziergänge vorgenommen, theils hei-
tere Gespräche gewechselt werden konnten.
Was zunächst die Zeit betrilTt, zu der man zu baden pflegte, so
war dafür gewöhnlich die 8. oder 9. Stunde, die Stunden vor der Haupt-
mahlzeit, bestimmt. Da die Zeit der Cena aber, wie wir oben erwähnt
haben, je nach der Berufsthätigkeit des Mannes bald in eine frühere, bald
in eine spätere Tagesstunde liel, richtete sich hiernach auch die Zeit des
Badens. Aus diesem Grunde waren auch die öllentlichen Bäder jedesfalls
den gröfseren Theil des Tages über geöffnet. Mit Sonnenuntergang wur-
den sie geschlossen, doch wurde in der späteren Kaiserzeit zu Rom das
Baden sogar bis in die Nacht hinein ausgedehnt. Zahlreiche in den Ruinen