Die Würfelspiele.
Das Bad.
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und, z. B. wie die in diesem Spiel nzandrae genannten Steine, verschieden
gezogen wurden. Sodann erwähnen wir noch des ludus duodecinz seri-
ptomtnz, gleichfalls ein Brettspiel, bei dem von der mit den Würfeln ge-
worfenen Augenzahl das Rücken- der Steine (dare calculum) auf einem
mit zwölf Linien bezeichneten Wurfbrett abhing. Eine Unterhaltung
anderer Art hatte Augustus bei seinen Gastmählern eingeführt, indem er
versiegelte Loose zu gleichen Preisen an seine Gäste vertheilte, auf Welche
dieselben theils unbedeutende Gegenstände, theils werthvolle, wie Bilder
griechischer Meister, welche mit der Rückseite den an diesem Lottospiel
sich Betheiligenden zugekehrt waren, gewannen.
Im Allgemeinen darf man annehmen, dafs Vorlesungen, sowie Vocal-
und lnstrumentalmusik bei den gebildeten Ständen zu den Tafelfreuden
gehörten. Dafs aber derartige oft der Gemüthlichkeit Eintrag thuenden
Unterhaltungen auch schon damals ihre Gegner fanden, beweisen die
Worte Martiafs (IX, 77):
Was für ein Gastmahl das beste sei, fragt ihr mich?
Wozu kein Spielmann kommen darf.
Weniger unschuldiger Natur freilich waren die Tafelunterhaltungen, welche
seit den Zeiten des Sulla die vornehmen Wiistlinge ihren Gästen dadurch
boten, dal's sie durch Histrionen und Mimen beiderlei Geschlechts frivole
scenische Darstellungen und verrufene Tänze aufführen liefsen. Selbst
Gladiatorenkämpfe sollen mitunter bei der Tafel veranstaltet worden sein,
und wenn auch die Römer an den Anblick solcher blutigen Schauspiele
aus dem Amphitheater her gewöhnt waren und gleichgültig, das gegen-
seitige Zertleischen dieser verachteten Menschcnclasse mitansahen, so stehen
dergleichen Schaustellungen bei Tische jedesfalls zu vereinzelt da, als dafs
man einen Rückschlufs auf die allgemeine Verbreitung dieser Unsitte zu
machen berechtigt wäre.
99. Nächst der Sorge für den Körper durch leibliche Nahrung ge-
hörte die Kräftigung des Leibes durch Bäder und gymnastische Uebungen
zu den nothwendigen Bedürfnissen des täglichen Lebens, zu deren Befrie-
digung jene mannigfachen von Privaten für ihren eigenen oder zum ölfent-
lißhen Gebrauch, Sowie die aus Staatsmitteln angelegten Bäder bestimmt
waren, von denen in S80 ausführlich gesprochen werden ist. Der Ge-
brauch der Bäder scheint sich in den ältesten Zeiten bei den Römern nur
darauf beschränkt zu haben, dal's man behufs der Reinlichkeit tägliche
Waschungen des Körpers vernahm. Privat- und ölfentliche Bäder, welche
schon frühzeitig erwähnt werden, dienten damals nur der für die südliche