Volltext: Das Leben der Griechen und Römer

Die 
Speisen. 
Gastmahl des Trimalchio 
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einem Hute auf dem Kopfel; an seinen Zähnen hingen zwei aus Palm- 
zweigen geflochtene Körbchen, von denen der eine mit Datteln, der andere 
mit thebanischen Niissen gefüllt war. Kleine Ferkel aus Kuchenteig, die 
rings herum lagen, als hingen sie an den Zitzen, gaben zu erkennen, dafs 
es eine Saumutter sei, und zwar waren diese zum Einstecken und Mit- 
nehmen bestimmt. Uebrigens kam zum Tranchiren des Schweines nicht 
der vorige Zerleger, der das Geflügel zerlegt hatte, sondern ein grofser 
bärtiger Kerl mit gewaltigen Jägerbinden und einem groben Jagdrocke. 
Mit einem Jagdmesser schnitt er die Seite des Schweines auf und aus 
dieser Wunde flogen Drosseln heraus. Vogelfanger mit Leimruthen, welche 
bei der Hand waren, fingen sie sogleich, wie sie im Saale herumliegen. . . . 
Nachdem die Tische unter Musik gereinigt waren, wurden drei weifse 
Schweine in den Speisesaal geführt, mit Bändern und Schellen geschmückt. 
. . . Trimalchio fragte: nWelches von diesen wollt ihr sogleich als Speise 
auf dem Tische sehenIW Zugleich liefs er den Koch rufen und ohne 
unsere Wahl abzuwarten, hiefs er ihn das ältere schlachten.    Der Koch 
führte also seinen lebenden Braten in die Küche, und kaum hatte Tri- 
malchio ein kurzes Gespräch mit uns geführt, so kam das Speisebrett mit 
einem ungeheuren Schweine auf den Tisch.   . Da betrachtete der Wirth 
es immer genauer und sagte endlich: vWie, das Schwein ist ja nicht aus- 
geweidetle  , . Der Koch nahm darauf das Messer und machte mit furcht- 
samer Hand mehrere Schnitte in den Bauch des Schweines. Dieser er- 
weiterte sich sehr bald durch die von innen andrängende Wucht, und 
heraus stürzten Würste und Carbonaden.    Auf einmal fing die Decke 
zu krachen an und der ganze Speisesaal erzitterte. Bestiirzt sprang ich 
auf . . . aber siehe da, das Getäfel thut sich auseinander und es senkt 
sich plötzlich ein ungeheurer Reifen von einem grofsen Weinfasse herab, 
an welchem rings herum goldene Kränze und alabasterne Salbenflaschen 
hingen. Während man uns diese Dinge zum Mitnehmen einstecken heifst, 
blickefwir auf den Tisch, und da stand schon wieder ein Aufsatz mit 
Kuchen, in der Mitte ein vom Bäcker gebackener Priapus, der in seinem 
sehr umfangreichen Schoolse Obst von allen Arten und Weintrauben hatte. 
Begierig streckten wir die Hände danach aus, und sogleich stellte ein neuer 
Scherz die allgemeine Fröhlichkeit wieder her. Denn alle Kuchen und 
jedes Stück Obst ließen bei der geringsten Berührung Salfran iliefsen, der 
sich bis dicht an uns verbreitete. . .  Hierauf folgten einige Leckerbissen, 
1 Dieser Spafs wird später erklärt: Da dieser Eber 
der Mahlzeit ausgemacht hat, aber von den schon satten 
kehrt er heute als Freigelassener zu dem Mahle zurück. 
nämlich gestern das Hauptstück 
Gästen entlassen worden ist, so
	        
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