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Die Speisen.
Gastmahl des Trimalchio.
malchio dies bemerkt, als er es ihmmit einer Ohrfeige verwies und den
Teller wieder hinzuwerfen befahl. Bald darauf trat ein Kammersklave ein
und kehrte unter anderem Kehricht auch jenes Silbergeschirr mit dem
Besen aus. Hierauf kamen zwefäthiopische Sklaven mit langen Haaren,
welche kleine Schläuche trugen, ähnlich denjenigen, aus denen der Sand
im Amphitheater besprengt wird, und gaben uns Wein zum Waschen auf
die Hände, denn Wasser reichte uns niemand. Dann brachte man gläserne
Flaschen, die sorgfältig vergipst waren und an deren Hülsen Etiquette
hingen mit der Inschrift: Opirnianischer hundertjühriger Falerner. . . . Darauf
erschien eine Tracht von Speisen, deren Gröfse unserer Erwartung gar
nicht entsprach, deren Neuheit jedoch unsere Augen auf sich zog. Auf
einem runden Speisebrette waren nämlich die zwölf Zeichen des Thier-
kreises ringsum vertheilt, und über jegliches hatte der Anrichter eine Speise
von entsprechendem Stoffe gesetzt: über den Widder Widdererbsen, über
den Stier ein Stück Rindfleisch, über die Zwillinge Hoden und Nieren,
über den Krebs einen Kreis von Krebsen, über den Löwen eine afrika-
nische Feige, über die Jungfrau die Gebärmutter einer Sau, die noch nicht
geworfen, über die Waage einen YVaagebalken, auf dessen einer Seite eine
Torte, auf der anderen ein Kuchen lag, über den Skorpion einen Meer-
skorpion, über den Schützen einen Hasen, über den Steinbock eine Krabbe,
über den Wassermann eine Gans, über die Fische zwei Barmen. In der
Mitte war ein Stück ausgegrabenen Rasens, worauf eine Honigwabe lag;
ein ägyptischer Sklave trug in einem silbernen Backofen Brot herum und
quälte sich gleichfalls ab mit einer gräfslichen Stimme dazu zu singen,
und wir entschlossen uns auf die Aufforderung des Trimalchio bei diesen
einfachen Speisen zuzulangen, als vier Sklaven, nach der Musik tanzend,
herbeieilten und den oberen Theil des Aufsatzes abhoben, worauf wir
darunter auf einem zweiten Speisebrette Geflügel, Saueuter und einen
Hasen erblickten, der in der Mitte mit Flügeln geschmückt war, so dal's
er wie ein Pegasus aussah. Wir bemerkten auch auf den Ecken des
Speisebrettes vier Marsyasse, aus deren Bäuchen gepfeHerte Caviarsauce
sich über die Fische ergofs, die in einem künstlich angebrachten Teiche
schwammen. . Darauf traten Diener ein und legten Teppiche vor die
Sophas, worauf Jagdnetze gestickt waren, und Jäger auf dem Anstande
mit Jagdspiefsen und ein ganzer Jagdapparat. Wir wufsten noch nicht,
was wir davon denken sollten, als aufserhalb des Speisesaales sich ein
gewaltiges Geschrei erhob, und siehe da, es kamen spartanische Hunde
herein und fingen an um den Tisch herum zu laufen. Auf sie folgte ein
Speisebrett, Worauf ein Eber von der ersten Gröfse lag und zwar mit