Volltext: Das Leben der Griechen und Römer

Die Speisen. 
Gasfmahl des Trimalchio. 
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mit, welches Trimalehio, ein Mann, der aus dem niedrigsten Sklavenstande 
stammend, durch allerlei Glüekszufälle zu unermefsliehem Vermögen ge- 
langt war, dem aber inmitten dieser Reichthiimer dennoch die gemeinen 
Sitten seines früheren Standes anklehten, kurz ein ächtes Urbild vieler 
Parvenus unserer Tage, seinen Cumpanen gab. Der Gastgeber selbst, 
eine lachenerregende Figur, dessen geschorenes Haupt aus einem um das- 
selbe gewundenen scharlachnen Tuche höchst wunderlich hervorguckte, 
während von dem mit Tüchern umwiekelten Halse eine breite mit Purpur- 
streifen, Franzen und Troddeln geschmückte Serviette heruntcrhing, und 
Ringe und Spangen seine Hände und Arme schmückten, liefs sich erst, 
als schon die Gustatio im vollen Gange war, hereintragen und nahm, ganz 
gegen die feinere Sitte, jedesfalls aber den Charakter der Gesellschaft be- 
zeichnend, den ersten Platz an der Tafel ein. Eucolpius, einer der Gäste, 
beschreibtnun das Gastmahl in folgender Weise: nJetzt wurde eine sehr 
reichliche Vorkost aufgetragen, demi Alle lagen schon an ihren Plätzen. 
Auf dem Speisebrette stand ein Esel von korinthischem Erz mit zwei 
Säcken, worin er auf der einen Seite weifse, auf der anderen schwarze 
Oliven hatte. Den Esel bedeckten zwei Schüsseln, auf deren Rändern 
Trimalchids Name und ihr Silbergewicht bemerkt war, und auf welchen 
Haselmäuse, mit Honig und Mohn übergossen, lagen. Aufserdem waren 
siedende llVürste auf einem silbernen Roste und unter dem Roste syrische 
Pflaumen mit Granatiipfelkernen.    Zu gleicher Zeit wurde ein Speise- 
brett mit einem Kerbe liereingebracht, worin eine hölzerne Henne mit 
ausgebreiteten Flügeln safs, wie die Hennen pflegen, wenn sie brüten. 
Sogleich traten unter Musik zwei Sklaven hinzu, fingen an das Nest der 
Henne zu durchsuchen und brachten von Zeit zu Zeit Pfaueneier hervor, 
die sie unter die Gäste vertheilten. Trimalchio wandte seine Augen auf 
diese Scene und sagte: vFreunde, ich habe der Henne Pfaneneier unter- 
legen lassen und ich fürchte wahrhaftig, sie sind schon behrütet, doch 
wollen wir versuchen, ob sie sich noch ausschliirfen lassenß Wir be- 
kamen Löffel, die nicht weniger als ein halbes Pfund wogen, und durch- 
stiefsen die Eier, die aus Mehl gebildet waren. Ich hätte meine Portion 
fast weggeworfen, denn es sah mir aus, als hätte sich inwendig schon 
ein Junges gebildet; als ich aber einen alten Gast sagen hörte: dahinter 
mufs irgend etwas Gutes stecken, lüftete ich die Schaale weiter und fand 
eine fette Schnepfe mit gepfeffertem Eidotter umgeben. Auf ein von der 
Musik gegebenes Zeichen wurden nun die Vorkostaufsätze von einem sin- 
genden Chor schnell weggeräumt. In diesem Getümmel fiel ein silberner 
Teller auf die Erde und ein Sklave hob ihn auf; aber kaum hatte Tri- 

	        
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