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Die Speisen.
Efslust erregend einwirken sollten, wie Schaalthiere, leichte Fischspeisen,
weiche Eier, Salate, Kohl u. dgl. m. Dazu genofs man, gleichsam um den
leeren Magen für die nachfolgenden hitzigeren Weine vorzubereiten, eine
Mischung von Honig mit Wein oder Most, welche aus ä Wein und ä Honig
oder aus ifr Most und 7'? Honig bereitet wurde, also eine Art Meth, mul-
sum genannt, weshalb diese erste Abtheilung auch den Namen peromulsis
erhielt. Diesen Entrees folgte die eigentliche Cena. Die Speisen wurden
in Gängen (ferculunz) aufgetragen, deren jeder, mochte derselbe auch aus
noch soviel gleichzeitig auf einem Tafelaufsatz (repositoriuviz) aufgetragenen
Schüsseln bestehen, prima, altem und tertia cena genannt wurde. Den
Schlufs bildete der Nachtisch (nzensae secundae), bei welchem allerlei Back-
Werk, Confect, sowie getrocknetes und frisches Obst gereicht wurde. Einen
solchen Küchenzettel für eine ceha ponteßcalis, mit welcher Lentulus in
den mittleren Zeiten der Republik den Antritt seines Priesteramtes feierte,
hat uns Macrobius aufbewahrtf Wir theilen denselben nach Böttiger's
Uebertragung in eine für unsere Küche verständliche Nomenclatur hier
mit. Die gustatio bestand aus zwei Gängen, deren ersteren Seeigel, frische
Austern, in beliebiger Quantität zu verzehren, Pelorische Giemnuscheln,
Lazarusklappen, Weindrosseln, Spargel mit einer Poularde oder fetten
Henne, eine Schüssel mit zugeriehteten Austern und Gienmuscheln unter-
einander, schwarze und weifse Meertulpen bildeten. Der zweite Gang
bestand aus Lazarusklappen, siifsen Gienmuscheln, Meernesseln, Feigen-
schnepfen, Cotelets von Reh- und Schweinswildpret, Hühnerpasteten,
wiederum Feigenschnepfen und Stachel- und Purpurschnecken. Bei der
darauf folgenden eigentlichen Cena wurden der Gesellschaft Schweins-
euter, wilder Schweinskopf, Ragout aus Schweinseuter, gebratene Enten-
brüste, wilde Enten fricassirt, Hasenbraten, gebratene Hühner, Creme aus
Kraftmehl und Picentinische Zwiebacke vorgesetzt. Eines Nachtisches wird
nicht erwähnt.
Um ein Bild der Kochkunst, zugleich aber auch von der Verschwen-
dung zu geben, welche bei den römischen Gastmählern der Kaiserzeit
herrschte, theilen wir hier nach der Uebersetzung Wellauefs einige Bruch-
stücke der Beschreibung eines solchen im Petron geschilderten Gastmahls
1 Macrob. Saturn. III, 13. w Goena haecfuit: A nte coenam ecbinos, ostreas crudaa,
Quantum vellent, peloridas, sphondylos, turdunl asparagos subtus, gallinam altilem, patinam
ostrearum peloridum, balanos nigros, balanos albos: iterum sphondylos, glycomaridas
urticas jicedulaß, lumbos capraginos, aprugn-oa, altilia ex farina inuoluta, ßCeduZa-F
murices et purpums. I n coena sumina, sinciput aprugnum, patinam piscium, patinam
auminia, anates, querguedulaa elizvae, Iepores, altilia aaea, amulum, panea Picentes."