Dipteros.
wmpel des Apoll
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Pseudodipten
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schon früh ein Tempel Apollons, dessen Dienst seit ebenfalls sehr alten
Zeiten von der Familie der Branchiden versehen wurde. Dieser ältere
Tempel ging bei der Zerstörung Milets durch die Perser im dritten Jahre
der 71. Olympiade zu Grunde und wurde dann nach wiedergewonnener
Unabhängigkeit mit erneuter Pracht durch die milesischen Baumeister Paeo-
nios und Daphnis wiederhergestellt, ohne indefs, wie es scheint, jemals
ganz vollendet worden zu sein. Die Anlage war eine sehr großartige;
die Fagade, aus zehn Säulen bestehend, war fast um zwei Drittel länger,
als die des Parthenon zu Athen; die Säulen hatten bei einem Durchmesser
von 6d Fufs eine l-Iöhe von über 63 Fufs und waren schlanker, als die
des Artemisions zu Ephesos und anderer ionischer 'l'empel gehalten. Dem
entsprechend war auch das Gebälk leichter und schwächer gebildet, wie
sich dies aus dem Aufrils der Facade Fig. 32 ergiebt. Durch den dop-
1] ß q
pelten Säülßnumgang (Figßl A) gelangt man zunächst in den Pronaos B,
der sich durch vier Säulen in antis gegen den Peristyl abgrenzte und
dessen Wände durch Pilaster mit sehr reichen korinthischen Capitellen
verziert waren. Durch einen schmalen Raum G, der vielleicht zur Auf-
bewahrung von Kostbarkeiten oder zur Aufnahme von Treppen diente,
gelangte man sodann in die Cella D, welche wahrscheinlich in der Mitte
offen und an den Seiten von Säulcngängen umgeben war. Einen von
Mauern umschlossenen Opisthodom scheint der Tempel nicht gehabt zu
haben.
13. Hatten wir im Dipteros nur eine Erweiterung des Peripteros
kennen gelernt, so liegt in dem Pseudodipteros, mit welchem Vitruv die
Uehersicht der Tempel mit" viereckiger Cella beschließt, eine Art Aus-