Volltext: Das Leben der Griechen und Römer

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Die Speisen. 
zum) wurde dem Sergius Orata, einem Feinschmecker, der diesen Beinamen 
von seiner Vorliebe für die Goldbrasse (orata) erhalten haben soll, zuge- 
schrieben. Schneckenbehälter endlich legte zuerst Fulvius Lupinus im Ge- 
biet von Tarquinii an. Bei diesen letzteren Piscinen nahm man besonders 
darauf Rücksicht, die verschiedenen Arten der Schnecken, unter denen die 
Reatinischen, lllyrisclien, Afrikanischen und Solitanisehen vorzugsweise 
beliebt waren, zu sondern und sie mit einer Mast aus verdiektem Most 
und Mehl zu füttern. Ebenso wie fiir die Fische hielten sich aber auch 
die Römer auf ihren ländlichen Villen zur Mästung und Zucht von Vögeln 
vivaria avimn oder aviaria, in denen aufser dem gewöhnlichen Haus- 
geflügel auch Fasanen, Pfauen und die so beliebten Krammetsvögel ge- 
halten wurden, und als deren Erfinder M. Laenius Strato zu Brundusium 
angegeben wird. Keincsweges jedoch hat man sich diese Aviarien auf der 
Villa rustica eines reichen Römers so zu denken, wie etwa den Hühner- 
hof eines Gutsbesitzers der Neuzeit, auf dem aufser einem Volke in- und 
ausländischen Gelliigels ein Pfauenpaar, nur zur Augenweide bestimmt, ein- 
herstolzirt; vielmehr wurden, seitdem Hortensius die Pfauen aus Samos 
nach Rom verpflanzt und er den ersten Pfauenbraten seinen Gästen vor- 
gesetzt hatte, diese Thiere, sowie die aus Vorderasien eingeführten Fa- 
sanen, heerdenweise in den Aviarien gezüchtet, und Pfaueneier, Fasanen 
und Krainmetsvögel, welche letztere in umfangreichen Volieren in unglaub- 
licher Menge gezogen wurden, gehörten damals zu den leckersten Gerichten. 
Jedoch nicht blos für die Tafel des Besitzers hatten die Piscinen und 
Aviarien ihren Tribut zu liefern, sondern es wurde auch mit diesen 
Thieren ein einträglicher Handel getrieben, und die aus demselben ge- 
zogenen Einkünfte deckten nicht nur die bedeutenden Kosten, welche mit 
der Anlage und Erhaltung dieser Thierparks verknüpft waren, sondern 
bildeten auch eine I-Iauptquelle zur Befriedigung der übrigen kostspieligen 
Neigungen der Reichen. 
Von vierfufsigen Thieren afs man vorzugsweise Hasen, zu deren 
Zucht man gleichfalls besondere Einfriedigungen, Leporarien genannt, an- 
legte; ferner Kaninchen, welche auf den Balearischen Inseln namentlich in 
so grofser Menge vorkamen, dafs die Ernte von ihnen zu verschiedenen 
Malen vollständig verwüstet wurde und die Einwohner zu ihrer Vermin- 
derung sich militärische I-Iülfe von Augustus erbitten mufsten; sodann 
Böckchen, von denen die besten Ambracia lieferte, und zahme und wilde 
Schweine, von denen Plinius (nat. hist. VIII, 51, 77) sagt, dafs, während 
man von jedem anderen Thiere nur einzelne Theile zur Nahrung gebrauchen 
könne, das Schwein hingegen fast funfzigerlei Stoffe zu Leckerbissen liefere.
	        
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