608
Die Speisen.
zum) wurde dem Sergius Orata, einem Feinschmecker, der diesen Beinamen
von seiner Vorliebe für die Goldbrasse (orata) erhalten haben soll, zuge-
schrieben. Schneckenbehälter endlich legte zuerst Fulvius Lupinus im Ge-
biet von Tarquinii an. Bei diesen letzteren Piscinen nahm man besonders
darauf Rücksicht, die verschiedenen Arten der Schnecken, unter denen die
Reatinischen, lllyrisclien, Afrikanischen und Solitanisehen vorzugsweise
beliebt waren, zu sondern und sie mit einer Mast aus verdiektem Most
und Mehl zu füttern. Ebenso wie fiir die Fische hielten sich aber auch
die Römer auf ihren ländlichen Villen zur Mästung und Zucht von Vögeln
vivaria avimn oder aviaria, in denen aufser dem gewöhnlichen Haus-
geflügel auch Fasanen, Pfauen und die so beliebten Krammetsvögel ge-
halten wurden, und als deren Erfinder M. Laenius Strato zu Brundusium
angegeben wird. Keincsweges jedoch hat man sich diese Aviarien auf der
Villa rustica eines reichen Römers so zu denken, wie etwa den Hühner-
hof eines Gutsbesitzers der Neuzeit, auf dem aufser einem Volke in- und
ausländischen Gelliigels ein Pfauenpaar, nur zur Augenweide bestimmt, ein-
herstolzirt; vielmehr wurden, seitdem Hortensius die Pfauen aus Samos
nach Rom verpflanzt und er den ersten Pfauenbraten seinen Gästen vor-
gesetzt hatte, diese Thiere, sowie die aus Vorderasien eingeführten Fa-
sanen, heerdenweise in den Aviarien gezüchtet, und Pfaueneier, Fasanen
und Krainmetsvögel, welche letztere in umfangreichen Volieren in unglaub-
licher Menge gezogen wurden, gehörten damals zu den leckersten Gerichten.
Jedoch nicht blos für die Tafel des Besitzers hatten die Piscinen und
Aviarien ihren Tribut zu liefern, sondern es wurde auch mit diesen
Thieren ein einträglicher Handel getrieben, und die aus demselben ge-
zogenen Einkünfte deckten nicht nur die bedeutenden Kosten, welche mit
der Anlage und Erhaltung dieser Thierparks verknüpft waren, sondern
bildeten auch eine I-Iauptquelle zur Befriedigung der übrigen kostspieligen
Neigungen der Reichen.
Von vierfufsigen Thieren afs man vorzugsweise Hasen, zu deren
Zucht man gleichfalls besondere Einfriedigungen, Leporarien genannt, an-
legte; ferner Kaninchen, welche auf den Balearischen Inseln namentlich in
so grofser Menge vorkamen, dafs die Ernte von ihnen zu verschiedenen
Malen vollständig verwüstet wurde und die Einwohner zu ihrer Vermin-
derung sich militärische I-Iülfe von Augustus erbitten mufsten; sodann
Böckchen, von denen die besten Ambracia lieferte, und zahme und wilde
Schweine, von denen Plinius (nat. hist. VIII, 51, 77) sagt, dafs, während
man von jedem anderen Thiere nur einzelne Theile zur Nahrung gebrauchen
könne, das Schwein hingegen fast funfzigerlei Stoffe zu Leckerbissen liefere.