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der ehrbare Mann mit Abscheu ahwandte, geißelt _Martial'in einem Epi-
gramm, welches wir nach der allerdings sehr freien, aber recht charakte-
ristischen Bearbeitung Böttiger's (Sabina I. S. 32) hier mittheilen:
Galla, dich flickl. dein Putzlisch aus hundert Lügen zusammen;
Während in Rom du lebst, rölhet dein Haar sich am Rhein.
Wie dein seidenes Kleid, so hebst du am Abend den Zahn auf,
Und zwei Drittel von dir liegen in Schachteln verpackt.
Wangen und Augenbrauen, womit du Erhörung uns 'zuwinkst,
Malte des Mädchens Kunst, die dich am Morgen geschmückt.
Darum kann kein Mann zu dir: ich liebe dich, sagen.
Was er liebt, bist nicht du! Was du bist, liebet kein Mann.
98. Entspricht auch ein Abschnitt, wie der nachfolgende über die
Sorge für die leibliche Nahrung, ohne bildliche Belegstellen aus dem Alter-
thume nicht ganz den Anforderungen, welche der Leser an uns zu stellen
berechtigt ist, so zwingt uns dennoch der Gegenstand, diesen Punkt als
einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Charakteristik des häuslichen Lebens
der Römer hier nicht mit Stillschweigen zu übergehen, und das römische
Triclinium mit derselben Ausführlichkeit zu behandeln, wie die Mahlzeiten
und das Symposien der Griechen. Um aber wenigstens in Etwas auch
die bildlichen Darstellungen imit in den Kreis unserer Betrachtungen hinein-
zuziehen, so wollen wir auf eine Anzahl herculanischer und pompejanischer
Wandgemälde hinweisen, auf denen mancherlei Genüsse der Tafel, hier
Früchte, wie Weintrauben, Aepfel, Birnen, Quitten, Kirschen, Feigen und
efsbare Pilze, mitunter in durchsichtigen Glasgefäfsen aufbewahrt, dort
geschossenes Wildpret, Fische und Schaalthiere in anmuthiger Gruppirungl
dargestellt sind, und lebhaft in ihren Compositionen an ähnliche Gemälde
aus der Blüthe der Genremalerei der älteren holländischen Schule erinnern.
Was zunächst die Tageszeiten betrifft, zu welchen die Römer Speise
zu sich zu nehmen pflegten, so bildeten in Wein getauchtes oder mit Salz
gewürztes Brot, Trauben, Oliven, Käse, Milch und Eier den Morgenimbifs
(ientaculum, iantaculuviz), Welcher, je nach der Zeit des Aufstehens sich
richtend, bald früher, bald später genossen wurde. Ihm folgte etwa um
unsere Mittagszeit, oder nach der römischen Zeiteintheilung um die sechste
Stunde, das prandium, welches aus compacteren warmen, sowie kalten
Speisen zusammengesetzt war. Die Hauptmahlzeit (cena) endlich fiel in
die neunte Stunde, also etwa um die Mitte zwischen Mittag und Sonnen-
untergang. Ientaculum, Prandium und Cena würden mithin sowohl in Be-
1 Museo Borbonico Vol. VI. Tav. 38.
Vol. II. Tav. 56 ff. III. Tav. 55.
VIII. Tav. 20. 57.
Pitture
anliehe
d'Ercolano