schwundener Reize ersonnen hatte. Das wüste Leben der Frauen, für
welches die Damen des kaiserlichen Hofes in den meisten Fällen tonange-
bend waren, lieFs seine Spuren schon frühzeitig auf dem Antlitz der Rö-
merinnen zurück, und Lucian's Worte, mit denen er seine Zeitgenossinnen
schildert, mögen ebennicht übertrieben sein: vSollte jemand diese Damen
in dem Augenblicke sehen können, WO sie sich endlich aus ihrem Morgen-
schlaf erheben, so würde er sicher glauben, er begegne einer Meerkatze
oder einem Pavian, mit welchen beim ersten Ausgange am Morgen zu-
sammenzntreffen man im gemeinen Leben für eine sehr schlechte Vorbe-
deutung zu halten pflegtß "Während der Nacht wurde zur Erhaltung des
feinen Teints eine Larve (tectoriunz), aus Brotteig und Eselsmilch bereitet,
über das Gesicht gelegt, eine Erfindung der Poppaea, der Gemahlin des
Nero, weshalb dieses kosmetische Mittel auch den Namen Poppaeana führte.
Ein anderes Mittel zur Entrunzelung der [laut bestand in einer eben solchen
aus einem Gemenge von Reifs und Bohnenmehl gebildeten Larve. Mit lau-
warmer Eselsmilch wurde dann das Gesicht von dieser Kruste gereinigt:
Endlich befreit sie's Gesicht und entferne: das frühere Tünchwerk,
Wird ailmälig erkannt, und mit der Milch läfst sie sich biihen,
Die stets frisch zu besitzen sie mitschleppt Eselsbegleilung.
(Juvenal VI, 467 H.)
und im Laufe des Tages pflegte diese Abwaschung des Gesichts mit frischer
Milch mehrere Male wiederholt zu werden, zu welchem Zwecke, wie
Plinius (nat. hist. XXVIII, 12) berichtet, die Kaiserin Poppaea sich von
Heerden von Eselinnen begleiten liefs und sogar ihre Badesitze mit warmer
Milch wärmen liefs. Ein nicht minder entwickeltes Rafiinement fand auch
in der Bemalung des Gesichts mittelst kostbarer, mit Speichel angerührter
Schminken (fuczzs) statt. Nicht allein, dafs die Augenbrauen und Wim-
pern schwarz gefärbt oder durch künstlich gemalte ersetzt wurden, ähnlich
wie in dem oben S588 angeführten Epigramm MartiaPs jener Kahlkopf seine
Glatze durch gemalte Haare zu verbergen bemüht ist, pflegten die Damen
sogar das Durchschimmern der Adern an den Schläfen mit aufgetragenen
Strichen einer zarten blauen Farbe anzudeuten. Nicht minder erfinderisch
war man in den Mitteln zur Reinigung und Erhaltung der Zähne und des
Zahnfleisches durch Zahnpulver und Tincturen, und die Kunst, falsche Zähne
und Gebisse aus Elfenbein mit Golddraht verbunden einzusetzen, war schon
zur Zeit, als die Zwölftafelgesetze gegeben wurden, den Römern bekannt,
in denen es heifst, dal's es verboten sei, den Todten Gold mit ins Grab zu
geben, mit Ausnahme jedoch des zum Einsetzen falscher Zähne nöthigen.
Diese Toilettenkünste der Frauen der Kaiserzeit, von welchen sich jedoch