Die Tracht.
Schmucksachen.
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förderten anzusehen, welche durch ihre gleiche Form und die gleiche Art
ihrer Ornamentirung als zu einer besonderen Gruppe gehörig sich aus-
weisen. Es sind dies die unter dem Namen der etruskischen bekannten
Metallspiegel. Viele derselben, namentlich die aus Praeneste stammenden,
wurden mit anderen zur Toilette gehörigen Geriithen in cylindrisch ge-
stalteten und mit gewölbten Deckeln versehenen Metallbehältern aufge-
funden, die man wegen ihrer Aehnlichkeit mit der auf Bildwerken häufig
vorkommenden cista mystrzfca, dem heiligen Schlangenkorbe, auch als
mystische Cisten bezeichnete. Dieser Umstand, in Verbindung mit den
eigenthümlichen, dem Götter- und Heroönmythus zum grofsen Theil an-
gehörenden Darstellungen, welche sich auf der Rückseite der Spiegel in
derselben Manier, .wie auf der Oberfläche der Cista eingegraben linden,
dann aber auch die durch den etwas umgebogenen Rand entstandene
Aehnlichkeit der Spiegelscheibe mit der Patera war die Veranlassung, dafs
man diese Spiegel lange Zeit für Opferschalen hielt, wogegen jedoch die
Gestalt der römischen Pateren vollkommen streitet. Gerhards Ansicht
aber, nach der wir in diesen Geräthen eben nur Spiegel zu erkennen
haben, deren Anfertigung einer früheren Blüthezeit etruskischer Kunst an-
gehört, hat gegenwärtig überall Platz gegriffen. Die Vermögcndercn besafsen
wahrscheinlich metallene Stehspiegcl von gröfseren Dimensionen (specula
totis oorjaozribzes paria, wie Sencca quaest. nat. I, 17 sie bezeichnet). Ob
aber auch grofse iVandslaiegel existirt haben, ist durchaus fraglich; mög-
lieh, dal's polirte Steinplatten, welche in die YVände eingelassen waren,
dieselben in gewisser Beziehung ersetzten. j
Schliefslich haben wir noch einige Worte über die Toilettengeheimnisse
der Römcrinnen hinzuzufügen, in welche wir durch die beifsende Satire
alter Autoren eingeweiht werden. schonungslos sind darin alle jene My-
sterien aufgedeckt, welche weibliche Gefallsucht schon damals erfunden
hatte, um körperliche Mängel zu bedecken oder die durch ein zügelloses
Leben früh verblichenen Reize wieder zu beleben. Nicht auf einzelne
Persönlichkeiten beziehen sich diese Schilderungen, vielmehr geben sie uns
ein Gesammtbild von der Sittenlosigkeit, in welche wohl der gröfsere Theil
der den höheren Ständen angehörenden Frauen in der Kaiserzeit versunken
war. Es liegt aber aufser dem Bereich unserer Aufgabe, den so reich-
haltig in den schriftlichen Zeugnissen gebotenen Steif nach allen Richtungen
hin auszubeuten, und so wollen wir, im Anschlufs an dasjenige, was wir
bereits oben S. 592 f. über die lrlaarkosmetik beigebracht haben, uns auf
die Aufführung einiger Verschönerungsmittel beschränken, welche die da-
malige Damenwelt zur Conservation ihres Teints und zur Verbergung ver-