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Die Tracht.
Männer.
Haartracht der
die ersten Barbiere (t0n80res) aus Sicilien nach Rom, und der jüngere
Scipio Africanus soll der erste Römer gewesen sein, welcher sich täglich
rasirte; jedoch scheint die Mode, mit kurzgescbnittenem Haupthaar und
rasirt einherzugehen, sich erst nach und nach, und auch nur bei den
Vornehmeren, eingebürgert zu haben. Das Haupthaar wurde entweder
wellenförmig getragen oder mit Hülfe des Brenneisens (eines rohrartig
gestalteten und daher calamistrum genannten Eisens) von den mit diesem
Geschäfte betrauten Sklaven, den cinzflones, in kurze Löckchen (cincinni)
gelegt. Eine Vergleichung der auf den römischen Münzen vorkommen-
den Portraitköpfe, sowie der zahlreichen männlichen Portraitstatuen dürfte
uns diese Haartracht veranschaulichen. Ebenso nun, wie bei uns von
Zeit zu Zeit eine neue Haartracht auftaucht, für deren Herstellung unsere
jüngere Generation weder Zeit noch Geld scheut, fand auch zu Rom ein
häufiger Wechsel der Haartrachten statt, und gab es dort in "der Zeit des
Verfalls der Sitten Gecken genug, welche durch künstliche Mittel ihr Haar
in die widernatürlichsten Lagen zu bringen verstanden. Eine der gewöhn-
lichsten dieser Moden war die, das gekräuselte llaar stufenförmig anzu-
ordnen (coma in gradus fomata), wie dieselbe z. B. durch den zu Ve-
nedig befindlichen Kopf des M. Antonius uns veranschaulicht wird. Das
Haar aber mit Goldstaub zu bestreuen, um demselben einen strahlenden
Glanz zu geben, wie unter anderm solches vom Kaiser Gallienus erzählt
wird, mag freilich wohl nur ausnahmsweise vorgekommen sein. Ein bei
Männern wie bei Frauen zu Anfang der Kaiserzeit allgemeiner Gebrauch
war das Tragen künstlicher Haartouren (capillamentum), hier zur Be-
deckung des kahlen Kopfes angewendet, dort um den schon vorhandenen
Haarwuchs buschiger erscheinen zu lassen. Manche freilich verschmähten,
wenn Wir anders das nachstehende Epigramm Martiafs (VI, 57) nicht für
eine Uebertreibung halten wollen:
Phoebus, du lügest geschickt mit Salben das falsche Gelocke,
Und das bemalete Haar deckel: den glatzigen Kopff
Niemals thut es dir noth, dein Haupt zu vertrauen dem Scheerer:
Besser vermäg dich traun, Phoebus, zu scheeren der Schwamm.
diese Perrücken und suchten durch Bemalung der Glatze wenigstens in
der Entfernung den Schein eines natürlichen, kurz an der Wurzel abge-
schnittenen Plaarwuchses hervorzuhringen. Denn dafs an dieser Stelle
nicht, wie Krause (Plotina, S. 195) meint, von einer Pomadisirung des
falschen Haares die Rede sein kann, ergeben die Worte des Dichters ganz
deutlich. Der volle Bart kam, wie es scheint, zur Zeit des Hadrian